Wien - Die Preiserhöhung der Rail Cargo Austria für den unbegleiteten Kombi-Verkehr Anfang Juli um 15 Prozent war laut Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo "sowohl politisch als auch betriebswirtschaftlich völlig unverständlich". Angesichts der Wirtschaftskrise sei die Maßnahme auch kontraproduktiv gewesen, sagt Wifo-Verkehrsökonom Stefan Schönfelder zum Standard.

Dies deshalb, weil sich die Preise im Güterverkehr auf wettbewerbsintensiven Märkten bildeten und eine hohe Preiselastizität aufwiesen. Heißt: Die Nachfrage nach Güterzügen war aufgrund der Wirtschaftskrise ohnehin dramatisch eingebrochen, und die ÖBB verstärkten diesen Trend durch eine kräftige Preisanhebung. "Im Sinne der angestrebten Verkehrsverlagerung von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene durch Abgaben und Subentionen hätte eine Verbilligung des Güterverkehrs größere Wirkungen", schreibt der Autor der Wifo-Studie, Wilfried Puwein. Für diese These spricht, dass die Einführung der Lkw-Maut dem Transport mit der Bahn einen ordentlichen Schub gebracht hat.

Größere Verlagerungswirkung als Preisstützungen von Zeitkarten für Pendler in Millionenhöhe hätte demnach auch eine Senkung der Ticketpreise im Personenfernverkehr. Dies deshalb, weil sich Öffi-Benützer zwar über Preiserhöhungen ärgern, aber trotzdem fahren. Auf der Langstrecke zeigten Ticketpreissenkungen hingegen Wirkung. Der Schluss, man könne Pendler ungestraft zur Kassa bitten, sei aber nicht zulässig, betont Schönfelder. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.11.2009)