Die Wahlbevölkerung von Wien lässt sich vergröbert in folgende Neigungsgruppen einteilen: Die Pensionisten und die Gemeindebediensteten sowie ein Teil der Arbeiter (auch mit Migrationshintergrund, meist türkisch) und Büroangestellten wählen (noch) mehrheitlich SPÖ. Ein wachsender Anteil dieser Klientel plus rechte Akademiker (Typ Jurist mit Schmiss auf der Wange) wählen Straches FPÖ, auch junge, zornige, männliche Angehörige der Unterschicht (oft auch serbisch, kroatisch).

Die studierenden Kinder des Bürgertums sowie die Angehörigen vieler kreativer Berufe ("Neue Selbstständige" , Bobos) sowie ein paar übriggebliebene Basislinke wählen Grün. Was bleibt dann für die Wiener ÖVP? Die Döblinger und Hietzinger Regimenter im Lodenmantel. Die Hardcore-ÖAABler aus der Beamtengewerkschaft. Und die Kleingewerbler, die nicht zu Strache abgewandert sind. Der Abgang von "Gio" Hahn wäre eine Chance gewesen, dieses Biotop etwas artenreicher zu gestalten. Für Leute zu öffnen, denen die Selbstgefälligkeit der SPÖ, die Primitivität der FPÖ und die Tramhappertheit der Grünen missfällt. Schaut aber nicht so aus. (rau/DER STANDARD-Printausgabe, 5. November 2009)