Durch das Erstarken des Rechtsextremismus in Polen scheint die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auch für eine jüngere Generation polnischer Künstler dringlich. In "Man to Man" thematisiert Agnes Janich, 1985 in Lodz geboren, die "Nachbilder des Traumas".
Im Grunde sind es drei eigenständige Installationen, die Agnes Janich auch räumlich getrennt präsentiert. Schon eingangs hört man das Hundegebell, das eigentlich Teil der Installation Man to Man ist, aber auch den Sound zu Cleanliness is Goodliness im ersten Raum liefert. In Reih und Glied liegt dort eine Vielzahl von Seifenstücken, in die Namen eingeritzt sind. Es handelt sich dabei nicht um die Namen von Opfern des NS-Regimes, sondern um jene von Freunden, die heute dort leben, wo einst die NS-Verbrechen stattgefunden haben.
Janich geht es um die Vergegenwärtigung von Geschichte und um die Alltagspräsenz der NS-Gräueltaten, die bekanntlich bis zur Herstellung von Seifen aus Menschenfett reichten. In ihrer Einfachheit geht die Installation unter die Haut, wobei auch das lautstarke Hundegebell dazu beitragen mag, dass von dem "Mahnmal" eine starke Wirkung ausgeht. Eigentlich gehört das Gebell zur Installation Man to Man, die heuer zwar auch bei der Sharjah-Biennale ausgestellt war, aber insofern viel weniger subtil funktioniert, als dass man in dem labyrinthartigen Korridor von Hunden angekläfft wird.
An die Wände projiziert, fühlt man sich in den dunklen Räumen trotz der hörbaren Aggressivität jedenfalls "wohler" als in dem letzten Raum, wo die Künstlerin die Betrachter mit historischen Fotografien aus Holocaust-Memorial-Museen konfrontiert. In vier Bilderrahmen hängen dort jeweils drei Bilder, die die Künstlerin im Wissen um die Fragen nach der Darstellbarkeit der Shoah ausgewählt hat: Zu sehen sind deswegen auch keine Opfer, sondern Szenen des Alltags, die etwa einen kleinen Jungen beim Hitlergruß zeigen, (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.11.2009)