Prag/Budapest/Linz - Die börsenotierte Oberbank will mittelfristig Tschechien und Ungarn zum Kerneinzugsgebiet machen und dazu dort weiter wachsen. Schon jetzt tragen die Expansionsmärkte 20 Prozent zum Ergebnis bei. Angestrebt werden 30 Prozent Anteil an den gesamten Gewinnen. Das gab Generaldirektor Franz Gasselsberger anlässlich einer Reise einer Wirtschaftsdelegation in beide Länder in einer Pressekonferenz in Budapest bekannt.

Das Motto der Oberbank, der früheren Bank für Oberösterreich und Salzburg, lautet "Fünf Länder - eine Bank". Gemeint sind neben Österreich die Nachbarn Bayern, Tschechien, die Slowakei und Ungarn. Der Einstieg in die Märkte erfolgte jeweils nach dem gleichen Muster: Firmenkunden wurden bei ihrer Tätigkeit ins Ausland begleitet. Danach wurden auch dort ansässige Kunden akquiriert.

In Tschechien beispielsweise ist die Oberbank 2004 gestartet. Aktuell verfügt sie dort über 17 Filialen mit 30 Prozent österreichischen und 70 Prozent tschechischen Kunden. Mittelfristig seien weitere Geschäftsstellen in den wichtigsten Wirtschaftsregionen geplant. In Ungarn erfolgte der Markteintritt 2007 mit der Zentrale in Budapest. Erst im Herbst 2008 wurden drei weitere Filialen eröffnet. Der späte Zeitpunkt für die Ostexpansion sei "goldrichtig" gewesen, dadurch habe man jetzt auch keine "Altlasten". Die Wirtschaftskrise biete nun Chancen - "in guten Zeiten fahren eh alle hierher", stellte Gasselsberger fest. 2010 sollen in Ungarn zwei weitere Geschäftsstellen in Debrecen und Kecskemet folgen.

"Break-even" in Ungarn

Tschechien habe von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben, in Ungarn sei der "Break-even" nach zweieinhalb Jahren - vorzeitig - erreicht worden. Weil die Banken in Mittel- und Osteuropa eine sehr restriktive Kreditpolitik verfolgten, könne die Oberbank dort Räume erfolgreich für sich nützen. Es gebe aber bei den Finanzierungen so gut wie keine Ausfälle. Die Konditionen und Margen seien sehr attraktiv - teilweise doppelt so hoch wie in Österreich. Und die durch die Krise veränderte Situation auf dem Arbeitsmarkt ermögliche es, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Die Oberbank habe zudem nach eigenen Angaben als einziges österreichisches Institut in dieser Region ein komplettes Universalbankangebot.

Gasselsberger interessierte sich in Gesprächen mit Politikern und den Chefs der Nationalbanken in beiden Ländern sehr für mögliche Termine zur Einführung des Euro, erhielt jedoch unter Hinweis auf die durch die Krise ungewisse Zukunft keine konkreten Auskünfte. Neben etlichen Vorteilen - unter anderem Wegfall des Wechselkursrisikos - wäre dann auch nur eine Banksoftware notwendig. Durch den Beitritt der Slowakei zur Eurozone sei dort die in Österreich verwendete Software einsetzbar und deswegen der Markteintritt heuer sozusagen "im Vorbeigehen" möglich gewesen, schilderte er. Zu Bratislava sollen 2010 noch zwei weitere Standorte kommen. Die Expansion in weitere Länder im ost- bzw. südosteuropäischen Raum ist für Gasselsberger "kein Thema". Die Selbstdefinition der Oberbank als "Regionalbank" bedeute Selbstbeschränkung. (APA)