Bangkok - Ein Beraterposten für den gestürzten thailändischen Regierungschef Thaksin Shinawatra in Kambodscha hat zu schweren Spannungen zwischen beiden Länder geführt: Die Regierung in Kambodscha zog am Donnerstag ihre Botschafterin aus Bangkok ab, nachdem Thailand zuvor seinen obersten Diplomaten aus Phnom Penh zurückgerufen hatte. Thaksin lebt seit 2008 im Exil, um in Thailand einer Gefängnisstrafe wegen Korruption zu entgehen.
Die kambodschanische Botschafterin You Ay werde erst auf ihren Posten zurückkehren, wenn auch der thailändische Botschafter wieder eingesetzt werde, sagte Kambodschas Vize-Regierungschef Sok An am Donnerstag. Es handele sich um eine "vorläufige" Maßnahme. Die kambodschanische Regierung hatte am Vortag bekanntgegeben, dass der verurteilte und im Exil lebende Thaksin künftig als Wirtschaftsberater für die Regierung sowie als persönlicher Berater von Ministerpräsident Hun Sen arbeiten solle.
Empörung
Thailand reagierte empört auf die Ankündigung; der thailändische Botschafter Prasas Prasasvinitchai sollte Kambodscha bereits am Donnerstagabend verlassen. Mit dem Beraterposten für Thaksin habe Kambodscha thailändische Gefühle verletzt und dem Justizsystem Thailands geschadet, sagte Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva in Bangkok. Mit der Abberufung des Botschafter, die er als diplomatische "Vergeltungsmaßnahme" bezeichnete, wolle sein Land gegenüber der Regierung in Phnom Penh das "Missfallen" des thailändischen Volkes ausdrücken.
Wie Abhisit weiter mitteilte, will Thailand auch Hilfsprojekte in Kambodscha sowie bilaterale Abkommen zwischen beiden Ländern überprüfen. Die Grenzübergänge sollen aber geöffnet bleiben.
Der 2006 gestürzte Thaksin war 2008 ins Exil geflohen, um einer Haftstrafe in seinem Heimatland zu entgehen. Sein Sturz spaltet bis heute die thailändische Gesellschaft. Seit März machen seine Anhänger gegen die neue Regierung von Ministerpräsident Abhisit mobil. Thaksin bezeichnete seine Ernennung zum Berater in Kambodscha im Online-Netzwerk Twitter als "Ehre". Sein neuer Job werde ihm aber nicht so viel "Spaß" machen wie sein Einsatz gegen die Armut in Thailand.
Kambodschas Ministerpräsident Hun hatte seinem langjährigen Freund Thaksin bereits im Oktober öffentlich Asyl angeboten. Vor zwei Wochen sorgte er bei einem Gipfeltreffen der Südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN für Empörung, als er Thaksin mit der burmesischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi verglich, die in Rangun (Yangon) unter Hausarrest steht. "Viele Leute reden über Aung San Suu Kyi in Burma (Myanmar), warum reden wir nicht über Thaksin?", fragte Hun.
Die Beziehungen Thailands zum Nachbarland Kambodscha sind bereits seit Mitte 2008 gespannt, als die UNESCO einen Tempel im Grenzgebiet, dessen Haupteingang auf thailändischer Seite liegt, als kambodschanisches Gebäude auf die Weltkulturerbe-Liste aufnahm - zum großen Ärger thailändischer Nationalisten. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte bereits 1962 entschieden, dass die Ruinen von Prasat Preah Vihear (auf thailändischer Prasat Phra Viharn genannt) zu Kambodscha gehören. (APA)