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Maria Enzersdorf - Die mit einer dreijährigen Sperre und einer Geldstrafe von 45.000 Euro belegte Gunnar Prokop hat eine Nacht über das Urteil des Schiedsgerichts des Europäischen Handball-Verbandes (EHF) geschlafen. Und nun sieht seine Welt ganz anders aus. Die erste Enttäuschung ist neuem Mut gewichen. Prokop verlässt sein Boot Hypo Niederösterreich nicht, sondern gibt weiterhin den Kapitän.

"Heute bin ich schon wieder bis in die Haarspitzen und unglaublich motiviert wie ich es in den vergangenen Jahren nicht mehr war. Jetzt und überhaupt auf diese Art und Weise höre ich sicher nicht auf", sagte der 69-Jährige am Donnerstag, nachdem er am Vortag noch - vor der Urteilsverkündung - als Trainer des achtfachen Frauen-Meistercup-Gewinners zurückgetreten war.

Kein Aufgeben

Gewinnen könne nur der, der nach Niederlagen auch wieder aufstehe, das mache noch stärker, meinte der Handball-Guru. Rückschläge tun ihm weh, aber ein Aufgeben kennt er nicht. Eine Tugend, die er auch von seinen Spielerinnen erwartet. Freilich hat der frühere Leichtathletik-Trainer nicht nur eine harte Schale, sondern auch einen weichen Kern.

Und so erzählte er, was er in den vergangenen Tagen durchgemacht hatte. Nach dem unentschuldbaren Ausraster wenige Sekunden vor dem Ende der Champions-League-Partie daheim gegen HB Metz (27:27), als er eine Gegnerin auf dem Parkett mit einem Blackout-Bodycheck gestoppt hatte, dachte er daran, gleich den ganzen "Krempel", sein Lebenswerk hinzuwerfen. "Von Donnerstag nach dem Spiel auf der Fahrt nach Hause auf den Annaberg bis Sonntagabend habe ich intensiv darüber gegrübelt, überhaupt aufzuhören", gestand der Funktionär.

Protest in Vorbereitung

Den Protest gegen die über ihn und den Verein (Punktabzug plus 30.000 Euro) verhängten Strafen bereitet derzeit ein Rechtsanwalt vor. Die Einspruchsfrist läuft nach 21 Tagen ab. Experten hätten ihm versichert, dass das Urteil nicht halten könne, weil der Tatbestand in den EHF-Statuten gar nicht aufscheine. Für Prokop gilt die Strafe nur als Trainer. "Als Pensionist kann ich machen, was ich will. Mir kann niemand vorschreiben, für einen Verein zu arbeiten."

"Mister Hypo" hofft, dass er bis Freitag, einen Tag vor der Abreise nach Slowenien, einen Nachfolger als Trainer gefunden hat. "Die Mannschaft braucht am Sonntag einen Betreuer. Ich möchte ihn der Mannschaft vorstellen", kündigte Prokop an. Dann wird er auch wissen, wie seine Spielerinnen, die er seit Montag nicht mehr gesehen hat, die EHF-Strafen aufgenommen haben. "Ich wünsche mir, dass sie am Sonntag gegen Krim Laibach auch in bisschen für mich spielen", erwartet er eine Reaktion.

Er selbst wird am Samstag und dann auch später nach Metz nicht mitreisen, um mögliche Provokationen von seiner Truppe von vornherein fernzuhalten. Es ist das erst das zweite Mal, dass der Boss ein Europacup-Spiel versäumt. Die Premiere war ein trauriger Anlass. Nach dem Tod seiner Gattin Liese Prokop flog er nicht nach Dänemark. Gegen Slagelse DT gab es damals einen 25:22-Sieg.

Der Europa-Verband klärte am Donnerstag auf, wie das Urteil gegen Prokop umgesetzt werden muss. "Sein Name darf nicht auf dem Blankett stehen, er darf auch nicht auf der Bank sitzen oder auf diese einwirken und keine offizielle Funktion im EHF-Einflussbereich wahrnehmen", sagte dazu Markus Glaser, der oberste Spielleiter im Europa-Verband. Dass sich der Übeltäter in der Halle oder der Kabine aufhalten könne, kommentierte Glaser ebenso wenig wie die Höhe der Strafe, die man als Exempel betrachten kann. (APA)