Die Zahl der Grenadierfische verdoppelte sich bei der Station M.

Foto: MBARI

Washington DC - Forscher um Ken Smith vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) in den USA haben festgestellt, dass die Tiefsee kein isoliertes und stabiles Ökosystem darstellt sondern vom Klimawandel stark betroffen sein kann. Das Ergebnis einer 18-jährigen Untersuchungsserie soll im Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht werden.

Den Ergebnissen zufolge können Klimaänderungen zu großen Veränderungen in den Tiefen führen. Diese können nur wenige Wochen und Monate dauern, aber auch einen jahre- oder sogar jahrzehntelangen Wechsel des Ökosystems nach sich ziehen.

Untersuchung

Das Forschungsteam hat zwei Studien in Meerestiefen zwischen 4.000 und 5.000 Metern durchgeführt - eine an der Station M rund 220 Kilometer vor der Küste Kaliforniens und eine andere auf dem Porcupine Abyssal Plain mehrere hundert Kilometer vor der Südwestküste Irlands. In diesen Tiefen herrschen unwirtliche Bedingungen. Es ist kalt und dunkel, zudem gibt es kaum Nährstoffe. Weniger als fünf Prozent des organischen Materials, das an der Oberfläche produziert wird, dürfte Schätzungen zufolge je den Meeresgrund erreichen.

Smith und sein Team konnten nun zeigen, dass sich die Menge an Nährstoffen, die den Meeresboden erreicht, innerhalb kurzer Zeit dramatisch verändern kann. Dafür gibt es verschiedene Gründe wie etwa Algenblüten in geringeren Tiefen, die Menge an ausgeschiedenem Material von Meerestieren aber auch Meeresströmungen, die organische Stoffe in andere Regionen transportieren.

Veränderungen

Das Forschungsteam stellte im Studienzeitraum zum Teil dramatische Veränderungen innerhalb einer Population vom einen auf das andere Jahr fest. Ein sehr interessantes Phänomen war die Verdoppelung der Zahl von Grenadierfischen zwischen 1989 und 2004 bei der Station M. Dies dürfte mit dem Klimawandel und kommerziellem Fischfang zusammenhängen, spekulieren die Forscher. Ein weiteres Phänomen: Nach einem signifikanten El-Nino-Ereignis 1997/98 verschwand eine bis dahin sehr häufig auftretende Seegurkenart.

Aufgrund der bisher gemachten Beobachtungen schließen die Forscher, dass langfristige Klimaänderungen die Umweltbedingungen und die Populationen in der Tiefsee beeinflussen werden. Essenziell dabei sei, dass das Leben in der Tiefsee sehr eng an die Vorgänge an der Wasseroberfläche geknüpft ist. Die Forscher kritisieren in diesem Zusammenhang, dass Veränderungen des Tiefsee-Kohlenstoffkreislaufes in den meisten Klimamodellen keine Beachtung finden würden. (pte/red)