London - Mit Gentests an afrikanischen Asylbewerbern versucht Großbritannien, Schwindler herauszufiltern, die ein falsches Herkunftsland angeben. Das Vorgehen stößt auf Kritik von Wissenschaftern und Empörung bei Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen.

Die dem Innenministerium unterstehende Einwanderungsbehörde begann im September mit dem Pilotprojekt. Hintergrund war der Verdacht, eine große Zahl von Asylbewerbern verschleiere ihre Heimat, um ihre Aufnahmechancen zu erhöhen. Großbritannien ist nach Angaben eines Behördensprechers das einzige Land, das Gentests zu diesem Zweck einsetzt. Fachleute wenden ein, dass das Vorgehen auf wissenschaftlich falschen Annahmen beruhe und es unmöglich sei, aus Erbgut-Abstrichen aussagekräftige Rückschlüsse auf die Nationalität zu ziehen.

Der Behörde zufolge sind die Tests freiwillig. Nur wenn Zweifel an ihrer Nationalität aufkämen, würden Bewerber aufgefordert, einen Abstrich der Mundschleimhaut beziehungsweise eine Haar- oder Fingernagelprobe abzugeben. Es stehe ihnen frei abzulehnen.

Die Regierung argumentiert, dass derartige Tests wertvolle Hinweise darauf gäben, ob Asylwerber über ihr Herkunftsland die Wahrheit sagten. (AP, DER STANDARD - Printausgabe, 6. November 2009)