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Wien - Der weltweit größte Ziegelhersteller Wienerberger hat heuer in den ersten drei Quartalen herbe Rückschläge erlitten. Der operative Gewinn (EBIT) sank gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 83 Prozent auf 36,7 Mio. Euro. Die Umsätze gingen um 26 Prozent auf 1,417 Mrd. Euro zurück, teilte das Unternehmen heute, Freitag, mit. Das Ergebnis je Aktie war mit 2,68 Euro negativ. Freitagfrüh notierte die Aktie bei 13,06 Euro.

"Aufgrund des derzeit schwachen Wohnungsneubaus in allen unseren Märkten erwarte ich bis zum Jahresende keine wesentliche Verbesserung der Ergebnisse und rechne für das zweite Halbjahr 2009 mit einem operativen EBITDA in etwa auf dem Niveau der ersten sechs Monate dieses Jahres", sagte Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender von Wienerberger. In den ersten neun Monaten verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) - vor Restrukturierungen - um 51 Prozent auf 177,5 Mio. Euro.

Beim Ergebnis vor Steuern rutschte der Baukonzern in der Berichtsperiode mit einem Verlust von 225,3 Mio. Euro tief ins Minus - in der Vorjahresperiode hatte Wienerberger noch einen Gewinn von 160,9 Mio. Euro verzeichnet.

Restrukturierungskosten

Auf dem Vorsteuerergebnis lasteten Restrukturierungskosten von 81,4 Mio. Euro - davon 29,3 Mio. Euro ausgabenwirksam und 52,1 Mio. Euro Sonderabschreibungen. Hinzu kamen die bereits zum Halbjahr verbuchte Wertminderung von Sachanlagen von 28,2 Mio. Euro sowie die Firmenwertabschreibung von 124,4 Mio. Euro.

Die Umstrukturierung bei Wienerberger läuft auf Hochtouren. In den ersten neun Monaten wurden bereits 24 Werke geschlossen bzw. eingemottet - im Gesamtjahr werden voraussichtlich 31 Werke vom Netz genommen. Die Investitionen wurden von 71,7 auf 36,6 Mio. Euro halbiert. Der Personalstand wurde von 15.162 auf 12.922 Mitarbeiter gekürzt.

"Die noch immer limitierte Verfügbarkeit von Finanzierungen, steigende Arbeitslosigkeit sowie auch die hohe Anzahl an Verpfändungen in den USA wirken einer Trendwende im Wohnungsneubau entgegen", so Scheuch weiter. Es erscheine ihm daher aus heutiger Sicht noch zu früh, von einem Aufschwung zu sprechen. Aufgrund der umgesetzten Sparmaßnahmen blickt er aber dem Jahr 2010 eigenen Angaben zufolge positiv entgegen. Selbst bei einer weiterhin schwachen Nachfrage gehe er für das kommende Jahr aufgrund der aus den Maßnahmen erzielten Einsparungen sowie einer besserer Kapazitätsauslastung der Werke von "deutlichen Ergebnissteigerungen und höheren Cash-Flows aus".

Weitere Produktionsstätten stillgelegt

Der Baukonzern steigt auch heuer kräftig auf die Kostenbremse. Wegen stark rückläufiger Nachfrage schließt der Konzern heuer mehr Werke als ursprünglich geplant: Anstelle von 26 werden 2009 voraussichtlich 31 Produktionsstätten stillgelegt. Die fünf zusätzlichen Standorte, die geschlossen bzw. eingemottet werden, befinden sich den Unternehmensangaben in Ungarn, Deutschland, Polen und den USA. 2008 hatte Wienerberger bereits 27 Werke vom Markt genommen.

Insgesamt will der Konzern heuer 155 Mio. Euro einsparen - 135 Mio. Euro davon seien in den ersten drei Quartalen bereits erzielt worden. Die Vorräte wurden um mehr als 100 Mio. Euro abgebaut und auch die Investitionen massiv zurückgefahren. Für 2010 rechnet Wienerberger mit zusätzlichen Einsparungen von zumindest 35 Mio. Euro - die Fixkosten sollen gegenüber dem Jahr 2008 um 190 Mio. Euro niedriger sein.

Weniger Nettoverschuldung

Heuer in den ersten drei Quartalen wies Wienerberger dank Kosteneinsparungen und der Reduktion von Vorräten einen Rückgang des Free Cash-Flows von nur 109,9 Mio. Euro aus - nach 122,2 Mio. Euro in der Vorjahresperiode. Im September hatte der Ziegelhersteller mit der Ausgabe von 33,6 Millionen neuen Aktien (40 Prozent des Grundkapitals) eine Kapitalerhöhung im Volumen von 320 Mio. Euro durchgezogen. Das Geld verwendete das Unternehmen zur Schuldentilgung.

Die Nettoverschuldung wurde im dritten Quartal von 978,6 auf 540,5 Mio. Euro gesenkt - 118 Mio. Euro davon wurden aus dem Cash-Flow finanziert. Das Gearing (die Nettofinanzverschuldung in Prozent des Eigenkapitals) verbesserte sich von 43,3 auf 20,9 Prozent. Durch die Kapitalerhöhung erhöhte sich das Eigenkapital um 4 Prozent auf 2,587 Mrd. Euro. (APA)