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Noch gestern wollte der Vorstand "kämpfen wie ein Löwe". Nun ist (fast) alle Hoffnung dahin.

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"Nur mehr einen einzigen 'Strohhalm' in Form eines interessierten Investors" gebe es, erklärte der Quelle-Österreich-Vorstand.

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Linz - Aus für Quelle Österreich: Der Vorstand wird den Konkursantrag für den österreichischen Versandhändler vorbereiten, sagte Betriebsratsobmann Felix Hinterwirth heute, Freitag, nach einer Betriebsversammlung am Standort Linz. Von der Insolvenz betroffen sind rund 1.100 Mitarbeiter. Gläubigerschützer gehen davon aus, das der Konkursantrag Ende der nächsten Woche gestellt werden wird.

Wolfgang Binder, Vorstandschef von Quelle Österreich, stellte in einem schriftlichen Statement am Freitag noch einmal fest, dass es "nur mehr einen einzigen 'Strohhalm' in Form eines interessierten Investors" gebe. Die Verhandlungen mit diesem - nicht näher genannten - Investor über eine Stand-Alone-Lösung werden weiterhin geführt. Sollten diese erfolglos sein, werde Quelle am kommenden Donnerstag den Konkursantrag stellen. Um diese "allerletze Chance" werde man aber "bis zur allerletzten Minute kämpfen".

"Quelle-Spirit spürbar"

Binder bedauert die Entwicklung "rein persönlich" außerordentlich. " Vor allem für die Mitarbeiter tut es mir persönlich leid. Gerade im Moment machen diese Mitarbeiter einen außerordentlich tollen Job, und es ist ein Quelle-Spirit zu spüren, den es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Mit Quelle Österreich würde ein Unternehmen in Konkurs gehen, das wirtschaftlich im Moment gut dasteht und das keinerlei Schuld an der Misere trifft", so Binder in dem Statement.

Die Passiva werden von Insidern auf jenseits der 100 Millionen Euro geschätzt. Sämtliche Forderungen können über den Gläubigerschutzverband (AKV) angemeldet werden, erklärt Peter Lohberger vom Alpenländischen Kreditverband im Gespräch mit derStandard.at. Mit dieser Höhe der Außenstände ist der Quelle-Konkurs eine der größten Handelspleiten nach dem Zusammenbruch von Konsum und Libro.

Ungewisse Zukunft

Wie es für die geschockten Beschäftigten nun weiter geht ist ungewiss. Derzeit sei aber noch niemand beim Arbeitsmarktservice (AMS) im Rahmen des Frühwarnsystems zur Kündigung angemeldet, sagte Betriebsratschef Felix Hinterwirth nach der Betriebsversammlung.

Das AMS hat sich bereits für eine drohende Kündigungswelle gerüstet. Es wurde ein "Notfallplan" erstellt, dabei können laut "Oberösterreichischen Nachrichten" rund 500 Mitarbeiter in einer Insolvenzstiftung aufgefangen werden. Nach der Beendigung der Dienstverhältnisse können die Betroffenen sofort in die Stiftung eintreten, erklärte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) am Freitag und sicherte den Betroffenen "volle Unterstützung" zu.

Sie erhalten umfassende Betreuung und haben die Möglichkeit, eine bis zu vier Jahre dauernde Ausbildung zu absolvieren. Zusätzlich zum Arbeitslosengeld erhalten die Betroffenen ein Stipendium von bis zu 200 Euro monatlich. "Die Insolvenzstiftung bietet die Möglichkeit, sich beruflich neu zu orientieren, weiterzubilden und höher zu qualifizieren", so Hundstorfer. Vor allem niedrig qualifizierte Frauen seien vom Konkurs "besonders betroffen". Rund zwei Drittel der Beschäftigten von Quelle Österreich sind Frauen. Außerdem will das AMS direkt in der Quelle-Zentrale in Linz eine Beratungsstelle einrichten.

KSV-Zweigstelle Linz für "rasche Insolvenzeröffnung"

Der Leiter der Linzer Niederlassung des Kreditschutzverbandes (KSV) 1870, Otto Zotter, sprach sich in einem Presse-Statement für eine rasche Insolvenzeröffnung aus, um wieder Rechtssicherheit für alle Beteiligten herzustellen."Es werden dann österreichische Organe (Masseverwalter, Gläubigerausschuss, Konkursgericht) die Weichen stellen und über Fortführung oder Verwertung entscheiden." Zu klären werde unter anderem auch sein, "ob eine Muttergesellschaft, die für die notwendige Kapitalausstattung einer Tochtergesellschaft die Verantwortung trägt, den Spieß ganz einfach umkehren und der Tochter lebensnotwendige Bestandteile wie Markenrecht entziehen kann", so Zotter.

Über den Schuldenstand gebe es noch keinen offiziellen Informationen, in der Bilanz 2008 seien jedenfalls Verbindlichkeit von 76,5 Mio. Euro ausgewiesen. Mit dieser Summe - die nach Ansicht von Experten im Insolvenzverfahren auf 100 Mio. Euro steigen kann - würde sich Quelle Österreich unter die zehn größten Insolvenzverfahren einreihen, die Oberösterreich je erleben musste. Angeführt werden die bisherigen Rekordpleiten in Oberösterreich von der Ebenseer Firmengruppe Steiner im Jahr 2001 (342 Mio. Euro Passiva), der Gruppe Interliner/Rumplmayr aus Ried im Traunkreis (2009; 135 Mio. Euro Passiva) und der Trauner Carrera-Optyl-Gruppe (1996; 131 Mio. Euro Passiva).

Deutschland: Betriebsrat hofft

Bei Quelle Deutschland hofft man auch nach dem Verkauf des Markennamens "Quelle" noch auf einen Erhalt von Teilbereichen des insolventen Versandhauses. Es gebe noch immer Interessenten an Küchen-Quelle, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ernst Sindel. Die Verhandlungen liefen weiter auf Hochtouren. "Wir geben noch nicht auf", erklärte er.

Auch viele Inhaber der 1.500 Quelle-Shops in Deutschland wollen offenbar weitermachen. Voraussichtlich am kommenden Dienstag soll ein eigener Einkaufsverband seine Arbeit aufnehmen, der vor einem halben Jahr gegründet wurde. Bisher gebe es 800 Interessenten, die Anmeldung habe aber erst begonnen, sagte der Vorsitzende und Mitbegründer des Verbandes, Detlef Stechert, der Nachrichtenagentur AP. Ziel sei, den Quelle-Shop-Inhabern Ware zu Konditionen zu besorgen, die sie als Einzelabnehmer nicht erzielen könnten. "Das ist eine Riesen-Chance für alle", meinte Stechert.  (APA/red)