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Foto: APA/Hans Klaus Techt

Wien - Weitere Risikovorsorgen ließen den Verlust des ÖVAG-Konzerns (Volksbanken AG) von Jänner bis September auf 607 Mio. Euro ansteigen. Im ersten Halbjahr hatte das Vorsteuer-Minus erst 139 Mio. Euro betragen, 2008 war in den ersten neun Monaten noch ein Plus von 52 Mio. Euro erzielt worden. Operativ sei man heuer in den ersten drei Quartalen mit einem positiven Ergebnis von 307 Mio. Euro etwa ebenso gut wie in den vergangenen Jahren gewesen, belastet hätten aber die Risikovorsorgen und Korrekturen von Beteiligungsansätzen, erklärte das Unternehmen am Freitag.

Nach Steuern reduzierte sich der Periodenfehlbetrag auf minus 487 Mio. Euro, nach plus 30 Mio. Euro auf Basis der adaptierten Zahlen Jänner bis September 2008. Den Anteilseignern des Mutterunternehmens ist davon ein Fehlbetrag von -473 (+11) Mio. Euro zurechenbar.

Mit den gesetzten Maßnahmen werde die ÖVAG 2010 den Turnaround schaffen, wird betont. Im 3. Quartal sei die Kapitalausstattung trotz des negativen Ergebnisses "komfortabel" gewesen mit einer (über dem gesetzlichen Mindesterfordernis liegenden) Kernkapitalquote von 8,5 Prozent und einer Eigenmittelquote von 11 Prozent.

Auch für 2010 keine Dividende

Die Kapitalgeber hat die ÖVAG am Freitag darauf eingestellt, dass sie auch für das Jahr 2010 keine Verzinsung erwarten dürfen. Aufgrund des nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Umfelds könne eine Ausschüttung 2011 für das Geschäftsjahr 2010 aus heutiger Sicht nicht in Aussicht gestellt werden, betonte der vor einem halben Jahr als neuer Konzernchef angetretene Gerald Wenzel in einer Aussendung.

Das Ergebnis für das Gesamtjahr 2009 soll im April publiziert werden. Für das nächste Jahr zeichne sich eine deutliche Trendumkehr ab, so Wenzel: "Auf Konzernebene rechnen wir für 2010 mit einem Gewinn."

Neustrukturierung

Zu den Maßnahmen, mit denen die Sanierung und Neuausrichtung der ÖVAG erreicht werden soll, zählen unter anderem der geplante Verkauf von fünf Retail-Banken in den Volksbanken-Sektor, eine deutliche Reduktion der Verwaltungskosten sowie eine möglichst rasche Abschichtung des staatlichen Partizipationskapitals.

Bereits am 27. August hatte der Aufsichtsrat eine "Neustrukturierung" fixiert, mit Redimensionierungen und Konzentration aufs Kerngeschäft. Die "Mittelfristplanung" sah damals den Abbau von etwa 900 Mitarbeitern vor - 700 davon im Ausland und 200 in Österreich. 2008 beschäftigte die ÖVAG noch 8.587 Mitarbeiter, davon 6.552 im Ausland - also in den Osttöchtern - und 2.035 in Österreich.

"Der neue Vorstand ist nicht angetreten, um die Situation schönzureden, sondern um konsequente Zukunftsentscheidungen, wie zuletzt die Neubesetzung des Vorstandes der Investkredit, zu treffen", betonte Wenzel. "Wir setzen alles daran, den ÖVAG-Konzern nachhaltig auf die Erfolgsspur zurück zu führen."

Bilanzsumme bei 54 Milliarden Euro

Die Verwaltungsaufwendungen konnten heuer per 30. September im Jahresabstand um 42 Mio. Euro oder 8,25 Prozent auf 471 Mio. Euro gesenkt werden. Das Handelsergebnis verbesserte sich um 72,1 Prozent auf 102 Mio. Euro. Der Provisionsüberschuss sank dagegen um 22 Prozent auf 126 Mio. Euro, und der Zinsüberschuss brach um 44,2 Prozent auf 455,7 Mio. Euro ein, geht aus der Gewinn- und Verlustrechnung des Interims-Konzernabschlusses hervor. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 2,6 Prozent oder um 1,4 Mrd. auf 54 Mrd. Euro.

Die Neudotierungen für die Risikovorsorgen für das Kreditgeschäft der ÖVAG betrugen heuer bis September bereits knapp 568 Mio. Euro, voriges Jahr waren es bis 30.9. lediglich 77 Mio. Euro gewesen.

Laut der im Internet verfügbaren ÖVAG-Konzernbilanz standen auf der Aktivseite mit 30.9. heuer bereits 1,117 Mrd. Euro an Risikovorsorgen, nach 606 Mio. Euro Ende 2008 - ein Zuwachs von 511 Mio. Euro oder 84,3 Prozent in den neun Berichtsmonaten.

Investkredit defizitär, auch keine Zinsen

Auch die ÖVAG-Tochter Investkredit kann für das Jahr 2009 - und voraussichtlich auch 2010 - die fälligen Zinsen für Ergänzungskapital und Hybridkapital nicht ausbezahlen, erklärte das Institut am Nachmittag wie davor schon die Mutter Volksbanken AG.

Im Zuge der Ergebnisfeststellung für das 3. Quartal d.J. habe der Vorstand heute, Freitag, festgestellt, damit mit einem Gewinn für 2009 nicht gerechnet werden könne, hieß es in einer auch vom Unternehmen so titulierten "Gewinnwarnung".

Wegen des nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Umfelds könne eine Ausschüttung 2011 für das Geschäftsjahr 2010 der gewinnabhängigen Kapitalinstrumente aus heutiger Sicht nicht in Aussicht gestellt werden, so die Investkredit. (APA)