Foto: DER STANDARD

Die einen zierten sich spröde und übten sich in todessehnsüchtigen, schwer verdaulichen Brocken: „Zweifel als Lebenssaft. Die Niederlage als Herzschlag. Eine Band wie der feuchte Novembernebel über dem Zentralfriedhof“, hab ich damals einmal über ADLL geschrieben - während Fleischmann und seine Poploops zwar ebenfalls eine melancholische Breitseite hatten, aber vergleichsweise das blühende Leben vertonten.

Nun ist seit damals einiges Eiswasser in der Donau wieder aufgetaut und abgeflossen, und beide haben sich verändert. ADLL haben sich langsam wie widerwillig doch ihrem eigentlich unabwendbaren Ziel angenähert und schreiben längst richtig schöne Songs. Und sie haben dabei gelernt, oder besser, es sich erlaubt, in ihrer Stimmungslage zu grooven.

Fleischmann ist ja sowieso ein kleiner Star geworden, und der Groove kam im ja schon mittels Verwendung seiner Groove Box ins Werk. Man näherte sich also an und – ohne zu wissen, wie sich die Jungs jetzt kennen gelernt haben – teilte sich schon öfter Bühne und schon länger das Publikum. Ich erinnere mich an eine Show letztes Jahr im Ragnarhof (oder war’s heuer?), bei der sich die Logik dieses Zusammenwachsens in einer der schönster Musik entfaltete, die aus diesem Land kommt.

Am Montag kann man im Wiener WuK anschauen und anhören, was ich meine. Da spielen ADLL, da spielt B. Fleischmann, das spielt die Laokoongruppe als weiterer logischer Trabant in diesem Kraftfeld, und da treten Gäste auf wie Marilies Jagsch und der ebenfalls aus der ADLL-Großfamilie stammende Sweet William Van Ghost auf.

Und wie zufällig ist es November, feucht, kalt und nebelig. Es herrschen also jene Umstände, in denen diese Musik sich so wohl fühlt, wie der Fisch im Wasser – bevor der See zufriert. Wer sich für diese seltsame wie wunderbare Musik interessiert, hat eh schon Karten, allen anderen diene das hier als wärmste Empfehlung für kalte Tage.

Live am Montag: 9. November, der Tag, an dem vor 20 Jahren die Mauer fiel. Ab 20.00 im Wiener WuK.

(6.11.2009, derStandard.at, Karl Fluch)

Love, hate & more: kopfhoerer@derstandard.at

SUPPORT LOUR LOCAL RECORD STORES, ARTISTS TOO!!!