Julius Winsome ist 51 und lebt allein in einer Hütte in den Wäldern von Maine. Zur Jagdzeit wird sein einziger Gefährte, der Pitbullterrier Hobbes, erschossen. Es ist eindeutig ein Bosheitsakt, und Julius gerät in eine psychische Ausnahmesituation. Jetzt ist Rache angesagt. Nur, wie findet man in den unergründlichen Wäldern den Täter?

In der Wildnis von Maine lassen die US-Schriftsteller gern allerlei Unheimliches geschehen. Der Wald als archaischer Ort, wo eigene Gesetze gelten, hat eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Er ist einerseits ein Symbol der totalen Freiheit und der Mannbarkeitsrituale, andererseits ein Versteck der Gesetzlosen, wo Jäger und Gejagte aufeinandertreffen. Gerard Donovan verbindet in einer schnörkellosen Sprache Gegenwart und Vergangenheit. Julius' Großvater hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, sein Vater im zweiten. Beide haben ihre Erinnerungen an die Schlachten an Julius weitergegeben, er hat ihre Traumata erlebt und ihre Waffen aufbewahrt. Statt aber zu einem schießwütigen Redneck erzogen zu werden, hat das Kind unter der Anleitung des Vaters seinen Wortschatz erweitert, täglich neue Begriffe gelernt, die elisabethanischen Vokabeln aus Shakespeares gesammelten Werken als Quelle. Diese tiefgründigen Wörter kommen dem erwachsenen Einsiedler wieder in den Sinn, wenn er den Kampf gegen die Mörder seines Hundes aufnimmt. Die Kulmination: das Duell vor der Kulisse einer gleichgültigen Natur. (Ingeborg Sperl, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 07./08.11.2009)