"Ich brauch Tapetenwechsel, sprach die Birke", sang Hildegard Knef. Mit einzelnen Bäumen geben wir uns nicht ab, wir lassen mit Regelmäßigkeit Berge wandern.

Wir haben schon den Dobratsch an die Stelle des Mittagskogels treten lassen, der Gascherbrum IV hat schon zweimal bildhaft den Platz des K2 einnehmen dürfen, und jetzt haben wir den Kilimandscharo verschoben. „Für 34 Jahre war der Kibo, wie der Hauptgipfel des Vulkans heißt, übrigens auch der höchste Punkt auf deutschem Territorium – als der Berg rund um 1900 nämlich zur Kolonie Deutsch-Westafrika gehörte und schlicht Wilhelmskuppe hieß“, enthüllten wir am vergangenen Dienstag. Aus Deutsch-Südwestafrika wurde Namibia, der Kilimandscharo liegt jedoch in Tansania – dieses ging aus Deutsch-Ostafrika hervor.

Es war uns nicht viel Glück beschieden mit Afrika in diesen Tagen. Am Montag beschäftigten wir uns mit dem Doku-Drama Endstation Jonestown. Es geht dabei um den Massenselbstmord der Mitglieder der Peoples-Temple-Sekte im Jahr 1978 in Guyana. Angeführt wurde die Sekte von Jim Jones, nach ihm heißen Siedlung und Drama – bei uns wurden diese irrtümlich in Jamestown umbenannt. Erschwerend ist, die Hauptstadt Guyanas heißt Georgetown, da soll man nicht durcheinanderkommen.

Auf dem auch nicht einfachen Terrain der Bestellung neuer EU-Kommissare haben wir uns gleichfalls ein wenig verdribbelt. Merkel schickt Günter Öttinger als EU-Kommissar nach Brüssel, schrieben wir Ende der Vorwoche. Korrekt schreibt sich der Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg jedoch Oettinger – ein Gedanke an Dr. Oetker hätte uns ja stutzig machen können, stellt man im betroffenen Ressort fest.

Schlimmeres ließ eine grobe Verkürzung im Titel einer Kurzmeldung befürchten, die den Neuerungen in der Macondo-Siedlung in Wien-Simmering, in der etwa 3000 Migrantinnen und Migranten leben, gewidmet war. Kardinal-König-Haus soll umbenannt werden, hieß es. Gemeint war das Kardinal-König-Integrationshaus, das zu einem Schubhaftzentrum werden soll – im Innenministerium ganz lieb „Kompetenzzentrum für aufenthaltsbeendende Maßnahmen“ getauft. Das „Kompetenzzentrum“ wird sich nicht mit dem Namen des Kardinals schmücken, danke liebes Innenministerium. Die ohne Hinzufügungen Kardinal-König-Haus benannte kirchliche Bildungsstätte in Wien-Hietzing hat mit dieser Geschichte nichts zu tun, sie wird ihren Namen weiterhin tragen. (Otto Ranftl, DER STANDARD, Printausgabe, 7. November 2009)