Quelle Österreich hatte keine Chance, sich aus dem Abwärtssog zu befreien. Das Versandhaus hat zwar den Sprung in die Gewinnzone geschafft und trägt wenig Schuld an der finanziellen Misere. Doch wenn man am Tropf der sterbenden Mutter hängt, nutzt das wenig: Die Krise des Traditionskonzerns war hausgemacht. Manager fuhren ihn an die Wand, was blieb, ist ein Scherbenhaufen, der vom Insolvenzverwalter entsorgt wird. Schnäppchenjäger sind die Gewinner, Konkurrent Otto hat sich bereits die Markenrechte gesichert: Lässt er sie in den Schubladen verschwinden, kann er sich elegant eines Mitbewerbers entledigen.

Die mehr als tausend österreichischen Mitarbeiter stehen mit leeren Händen da. Für den oberösterreichischen Arbeitsmarkt ist das ein Desaster. Die Betroffenen sind überwiegend Frauen, viele Lagerarbeiterinnen mit wenig Perspektiven auf neue Arbeitsplätze. In der Voest unterbringen wird man sie kaum, und nicht jede wird Altenpflegerin. Von verlorenen Jobs, die sich bei Zulieferern abzeichnen, nicht zu reden.

Quelle wird in den kommenden Monaten nicht die einzige große Insolvenz in Österreich bleiben. Die süße Droge der Kurzarbeit gegen die Krise verliert ihre Wirkung, es geht jetzt ans Eingemachte. Viele Betriebe, die schon bisher schwächelten, werden eingehen wie die Primeln. Der Arbeitsmarkt steht vor enormen Herausforderungen und Kosten. Für die betroffenen Arbeitnehmer ist Qualifizierung und Weiterbildung die einzige Chance. Die Politik hat sie dabei mit allen in ihrer Macht stehenden Mitteln zu unterstützen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.11.2009)