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Andre looks back in anger

Foto: EPA/Zelevansky

Hamburg - Andre Agassi, der zuletzt mit seinem Drogengeständnis in seiner Biografie für Aufsehen gesorgt hat, sorgt weiter mit unerwarteten Aussagen für Schlagzeilen. Der US-Amerikaner beschrieb in einem Interview mit der am Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichten-Magazins "Der Spiegel" das ihm "verhasste" Tennis als eiskalten Betrieb, außerdem verband ihn mit Boris Becker eine Art Abneigung. Sein Geständnis, 1997 das Aufputschmittel Crystal Meth konsumiert zu haben, verteidigte der US-Star aber.

Den Sport, der ihn zu einem der erfolgreichsten Athleten seiner Generation gemacht hat, habe er "gehasst", sagt Agassi, den sein Vater schon als Kind zum täglichen Training gezwungen hatte: "Ich wollte nicht spielen und musste. Es war das falsche Leben, es war nicht meins." Auch über den Profibetrieb im Tennis fällt Agassi nicht viel Gutes ein: "Getriebene waren wir alle, das ist ja das Brutale: Egozentrik wird belohnt, der Narziss siegt, Folter und Isolationshaft führen nach oben." Darum habe Tennis nach seinem Rücktritt "nicht vermisst". "Ich konnte nie ertragen, dass ich nicht perfekt sein konnte, ich hielt nicht aus, wie sehr Niederlagen wehtaten. Es gab da keine Balance: Kein Sieg fühlte sich so gut an, wie eine Niederlage schmerzte."

Die Beziehung zu Steffi Graf öffnete dem achtfachen Grand-Slam-Sieger dann die Augen. "Stefanie hat mir beigebracht, geduldiger zu werden und mir selbst nicht mehr im Weg zu stehen. Ich bin verdammt früh berühmt, aber verdammt spät erwachsen geworden." Für ihn sei Steffi Graf "die Person, die so war, wie ich sein wollte, die sich selbst so genau kannte, dass sie niemals zögerte oder zweifelte. Das ist ja eine dieser Seiten, um die ich sie immer beneidet habe, noch ehe wir uns kannten."

Weniger freundlich sprach er über Boris Becker, gegen den er in seiner Zeit als Tennisprofi "Abneigung" empfunden habe. Nach seinem Sieg über Agassi 1995 im Halbfinale hatte Becker gesagt, sein Kontrahent sei elitär, unbeliebt unter den Kollegen und bekomme von Turnierdirektoren eine Sonderbehandlung. Dies sei "am allerschlimmsten" gewesen, so Agassi: "Es war sehr persönlich, es ließ eine tiefe Wunde zurück."

Zu seinem Outing in Sachen Drogenkonsum meinte er in dem "Spiegel"-Interview: "Es gibt zwei Sorten Drogen im Sport: Da ist Doping, also leistungsfördernde Mittel, doch im Tennis wird extrem viel getestet; unser Sport ist sauber. Und da sind andere Drogen, bei mir war es Crystal Meth, und wenn Sportler positiv auf solche Sachen getestet werden, sollten wir sie nicht verdammen, sondern ihnen helfen. Weil sie in Not sind." (APA)