Teheran - Der Iran ist offenbar unsicher, wie er auf den Schlichtungsvorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) im Atomstreit reagieren soll. Der Vorsitzende des einflussreichen Parlamentsausschusses für Nationale Sicherheit, Alaeddin Boroujerdi, relativierte am Sonntag seine eigene Ablehnung des Vorschlags. Der Iran könne einem "begrenzten Austausch" möglicherweise zustimmen, sagte er.

"Unsere erste Option ist es, das auf 20 Prozent angereicherte Uran zu kaufen", sagte Borujerdi laut den iranischen Nachrichtenagenturen ISNA und MEHR. "Sollten wir es nicht kaufen können, dann könnten wir einem begrenzten Austausch zustimmen, wenn wir zuerst das auf 20 Prozent angereicherte Uran erhalten." Die Entscheidung müsse aber vom Obersten Nationalen Sicherheitsrat getroffen werden.

Trotz der anhaltenden Differenzen im Atomstreit bleibt der Iran nach den Worten seines Chefunterhändlers Said Jalili gesprächsbereit. Teheran begrüße Gespräche mit den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates und Deutschland, sagte Jalili laut einem Bericht des staatlichen Fernsehens während eines Treffens mit dem stellvertretenden russischen Außenminister Sergej Ryabkow am Sonntag. Dieser äußerte die Hoffnung, dass die Atomgespräche bald abgeschlossen werden können.

Kompromiss

IAEA-Direktor Mohamed ElBaradei hatte im Oktober einen Kompromiss vorgelegt, wonach der Iran bis zum Jahresende 1200 von seinen 1500 Kilogramm auf 3,5 Prozent angereicherten Urans zur weiteren Anreicherung nach Russland liefern soll. Anschließend soll das Material in Frankreich weiterverarbeitet und nach Teheran zurückgeliefert werden, wo es für einen Forschungsreaktor benötigt wird. Mit dem Vorschlag soll verhindert werden, dass der Iran das Uran selbst anreichert. Die USA, Russland und Frankreich stimmten bereits zu. Eine offizielle Antwort der Regierung in Teheran steht noch aus.

Am Samstag hatte Boroujerdi noch kategorisch ausgeschlossen, dass der Iran dem Vorschlag zustimmen könnte. "Wir wollen unser bereits angereichertes Uran nicht abgeben", sagte er. Diese Option stehe außer Frage, egal ob die Lieferung schrittweise oder mit einem Mal erfolgen solle.

Der Iran hat drei Möglichkeiten, an das Material zu kommen: Er kann das Uran selbst auf die benötigten 20 Prozent anreichern, es direkt im Ausland kaufen oder dem IAEA-Vorschlag folgen und auf 3,5 Prozent angereichertes Uran zur weiteren Verarbeitung ins Ausland schicken. Der Iran hatte bei dem IAEA-Vorschlag vor allem Bedenken geäußert, ob die Rücklieferung tatsächlich erfolgen würde. Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte sich bereits am Freitag dafür ausgesprochen, das angereicherte Uran von einem anderen Land zu kaufen.

Die Regierungszeitung "Iran" berichtete unter Berufung auf "Experten", wie ein Austausch des Urans aussehen könnte. Während der Iran auf die Lieferung des höher angereicherten Urans warte, könnten die iranischen Vorräte des schwach angereicherten Urans vor ihrer Lieferung ins Ausland auf iranischem Territorium der Aufsicht der IAEA unterstellt werden. Demnach sollten 800 Kilogramm des iranischen Urans in zwei Etappen im Abstand von 15 Monaten ans Ausland geliefert werden, um im Gegenzug, ebenfalls etappenweise, etwa 120 Kilogramm des auf 20 Prozent angereicherten Urans zu erhalten. (APA)