Berlin - Der designierte deutsche SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und seine künftige Generalsekretärin Andrea Nahles haben sich deutlich vom bisherigen Kurs ihrer Partei distanziert. Im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kritisierten sie sowohl die SPD-Politik der vergangenen Jahre als auch den Führungsstil ihrer Vorgänger.
"Der Wähler hat einfach kein klares Bild mehr davon, wofür wir stehen", sagte Gabriel. Man dürfe nicht sagen, "es war alles richtig, was wir gemacht haben, die Leute waren nur zu dumm, es zu verstehen". Er kritisierte insbesondere, dass die SPD in der Regierung die Finanzmärkte dereguliert und die Hürden für "Heuschrecken" gesenkt habe. Zudem habe die Partei mit der Agenda 2010 zwar die Arbeitslosigkeit gesenkt. "Aber wir können nicht stolz darauf sein, dass es immer mehr Beschäftigungsverhältnisse gibt, von denen man nicht leben kann."
Nahles vertrat die Ansicht, in den Augen der Wähler habe die SPD ihr "Herz verloren". "In unserer Regierungsrhetorik haben wir uns ständig gerechtfertigt, statt mehr auf die Menschen einzugehen", sagte sie. Nahles kritisierte indirekt auch den ehemaligen Parteichef Gerhard Schröder und den scheidenden Vorsitzenden Franz Müntefering: "In den vergangenen Jahren hat es bei uns eine Art Kündigungskultur gegeben. Wenn einem an der Spitze etwas nicht gepasst hat, hat er eben gekündigt oder damit gedroht. Damit muss Schluss sein."
Gabriel zeigte sich grundsätzlich offen für rot-rote Bündnisse. "Es gibt keinen prinzipiellen Grund, nicht mit der Linkspartei zu koalieren. Es gibt aber auch keinen prinzipiellen Grund, es immer zu tun", sagte er. (APA/AP)