Camp de Coëtquidan - Erstmals in der mehr als 200-jährigen Geschichte der französischen Militärakademie von Saint-Cyr (ESM) haben vier deutsche Soldaten die Aufnahme in die Kaderschmiede geschafft. Die drei 22-Jährigen und ein 23-Jähriger wurden am Samstagabend während einer feierlichen Zeremonie auf dem großen Akademie-Vorplatz zusammen mit 200 französischen Offiziersanwärtern in die 1802 von Napoleon gegründete Armee-Eliteschule im bretonischen Coetquidan aufgenommen.

"Diese Zeremonie hat mich während der zweijährigen Vorbereitungsklasse und während der fordernden Anfangsperiode motiviert", sagte der 22-jährige Felix Greiss aus Worms. "Ich bin froh diese Entscheidung getroffen zu haben und ich denke, dass es die beste meines Lebens war".

"Muss man sich verdienen"

Stolz auf die sogenannte Grand Uniforme, die die Akademie-Angehörigen für die Aufnahme-Zeremonie anlegen dürfen, sagte der 22-jährige Nicolai Kreutzer aus Frankfurt: "Die 'Grand Uniforme' muss man sich verdienen." Dunkelblau ist sie mit roten Epauletten, dazu tragen die Soldaten einen Tschako mit roten und weißen Federn. Im Alltag tragen die vier Deutschen aber deutschen Tarn, wie der 23-jährige Jan-Christoph Smigielski aus Münster sagte: "Als deutsche Soldaten haben wir nicht das Recht, die französische Uniform zu tragen."

Die Verbundenheit ist jedoch keine Frage der Kleiderordnung, sondern gründet in einem auf Regierungsebene vereinbarten Austausch zwischen den Armeen und einer gewachsenen Freundschaft. So besuchen zeitgleich zu der von der Bundeswehr finanzierten Ausbildung der vier Deutschen in Saint-Cyr fünf französische Offiziersanwärter die Hochschulen der Bundeswehr in Hamburg und München.

"Das Ziel ist es, zu zeigen, dass beide Staaten derart befreundet sind, dass es keine Unterschiede mehr gibt zwischen diesseits und jenseits des Rheins ausgebildeten Offizieren", sagte Akademieleiter, General Eric Bonnemaison. Das spiegle den Geist moderner europäischer Sicherheitspolitik wider.

Nach der dreijährigen Ausbildung im Offiziershandwerk an der französischen Kaderschmiede werden die Bundeswehrsoldaten ihre Ausbildung in Deutschland abschließen und anschließend als Kommandeure eingesetzt. Sie streben Posten etwa im NATO-Generalstab oder im multinationalen Eurocorps an.

Der Aufnahme an die ESM ging ein anspruchsvolles Auswahlverfahren voraus. "Das Schwierigste war eine Philosophiedissertation ohne Grammatikfehler zu schreiben", sagte der 22-jährige Dominik Putz aus Würzburg. Kreutzer erinnerte sich: "Mit dem Prüfungsstress sind anfängliche Sprachprobleme, die eigentlich schon überwunden waren, wiedergekehrt." In der Ausbildung hätten sie nun aber "die gleichen Schwierigkeiten wie die Franzosen" und "das gleiche Ziel", sagte Smigielski. (APA)