Islamabad - Ein Selbstmordattentäter hat sich am Sonntag im unruhigen Nordwesten Pakistans in die Luft gesprengt und dabei mindestens 13 Menschen mit in den Tod gerissen. Darunter war auch der Bürgermeister des Ortes Adezai, der nach Polizeiangaben Ziel des Anschlags in der Nordwestgrenzprovinz war. Abdul Malik war von den Extremisten wiederholt ins Visier genommen worden, weil er eine örtliche Miliz gegen Aufständische in der nahen Khyber-Stammesregion an der Grenze zu Afghanistan gegründet hatte. Ein Anrufer bekannte sich im Namen der Taliban zur Bluttat.

40 Menschen wurden nach Krankenhausangaben bei dem Blutbad zum Teil schwer verletzt. Der Arzt Sahib Gul aus dem staatlichen Lady Reading Hospital in Peshawar sagte, die Zahl der Opfer könne weiter ansteigen. Zehn der Verletzten schwebten in Lebensgefahr. Unter den Todesopfern war Polizeiangaben auch ein kleines Mädchen.

Der Anschlag ereignete sich bei einem Viehmarkt in Adezai, einem Vorort der Provinzhauptstadt Peshawar. Auf dem Viehmarkt waren zum Zeitpunkt des Anschlag zahlreiche Menschen, die Tiere für ein bevorstehendes muslimisches Opferfest kaufen wollten. Auf Fernsehbildern waren zerstörte Autos mit Löchern in der Karosserie zu sehen. Für maximale Zerstörungskraft werden in Sprengstoffwesten häufig Stahlkugeln eingebaut. Im vergangenen Monat waren bei einem Anschlag auf einem Markt Peshawar mehr als 110 Menschen getötet worden. Die Stadt liegt rund 25 Kilometer vom jüngsten Anschlagort entfernt.

Seiten gewechselt

Bürgermeister Malik hatte die Taliban früher unterstützt, dann aber die Seiten gewechselt. Seitdem wurden mehrere Anschläge auf ihn verübt. "Er war auf den Tod mit den Taliban verfeindet", sagte der Polizeichef von Peshawar, Liaquat Ali Khan. Malik überlebte den Anschlag zunächst knapp, erlag aber kurz darauf seinen schweren Verletzungen. Ein Anrufer, der sich als Taliban-Kommandant ausgab, sagte telefonisch, der Bürgermeister sei wegen seines Engagements gegen die Extremisten getötet worden. Der Anschlag sei von Taliban-Kämpfern ausgeführt worden, sagte der Mann, der sich nur Omar nannte.

Die Armee setzte ihre Offensive gegen die Extremisten im Stammesgebiet Süd-Waziristan an der afghanischen Grenze unterdessen fort. Das Militär teilte am Sonntag mit, seit dem Vortag seien 20 Aufständische getötet worden. Damit seien seit Beginn der Operation Mitte vergangenen Monats 478 Extremisten getötet worden, 42 Soldaten seien bei den Gefechten gestorben. In den vergangenen Monaten haben radikalislamische Militante das Land mit einer Welle von Anschlägen überzogen, bei der alleine im Oktober mehr als 300 Menschen getötet wurden. Die Armee hatte daraufhin die Bodenoffensive begonnen. Die Aufständischen hatten im Gegenzug ihre Anschläge weiter verschärft. Die Kämpfe haben in Süd-Waziristan rund 350.000 Menschen in die Flucht getrieben. (APA/AP/Reuters)