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Karl Eikenberry, US-Botschafter in Kabul, rät derzeit von einer größeren Truppenaufstockung ab.

Foto: AP/Altaf Qadri

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Ein seltenes Bild: Ex-General Eikenberry und General McChrystal nehmen an eine Zeremonie zu Ehren getöteter afghanischer Polizisten teil.

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Washington - Der US-Botschafter in Afghanistan, Karl Eikenberry, hat sich einem Zeitungsbericht zufolge gegen die Entsendung weiterer Soldaten in das Land ausgesprochen. In einem vertraulichen Bericht an die US-Regierung habe Eikenberry als Begründung dafür die Unberechenbarkeit des Präsidenten Hamid Karsai und die Korruption in Afghanistan angegeben, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch.

Eikenberry, der selbst 2006 und 2007 die US-Truppen in dem Land befehligte und im April von Obama zum US-Botschafter ernannt wurde, stellt sich damit gegen die Position des derzeitigen US-Befehlshabers General Stanley McChrystal, der 40.000 zusätzliche Soldaten für den Kampf in Afghanistan fordert. Derzeit sind in Afghanistan 68,000 US- und 40,000 Soldaten von Verbündeten stationiert

Eikenberry wollte mehr US-Zivilpersonal

Die "New York Times" berichtet, dass es schon mehrmals Streit zwischen Eikenberry und McChrystal gab. Der jetzige Befehlshaber McChrystal leitete damals das Kommando für Spezialoperationen und wollte mehr Kommandooperationen genehmigt haben. General Eikenberry äußerte Bedenken, dass dabei Zivilisten zu Schaden kommen könnten.

Seine Forderung nach auch mehr US-Zivilpersonal für Afghanistan lehnte das Außenministerium damals ab, weil sich nicht mehr als tausend US-Zivilisten gleichzeitig in Afghanistan aufhalten sollen. Auch Eikenberrys im Sommer geäußerter Wunsch nach 2,5 Milliarden Dollar für Wiederaufbau und Entwicklung blieb unerfüllt.

Obama stellt Bedingungen

Bei Beratungen über eine neue Afghanistan-Strategie hat US-Präsident Barack Obama Fortschritte der Regierung in Kabul zur Bedingung für eine Truppenaufstockung gemacht.  Obama verlangte bei den Diskussionen mit seinen Sicherheitsberatern im Weißen Haus, dass sich die Regierungsführung des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai in einer "angemessenen" Frist verbessern müsse. Obama sei der Ansicht, dass Kabul klar signalisiert werden müsse, "dass unser Einsatz nicht unendlich ist", sagte ein US-Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte.

Quelle: Youtube

Der US-Präsident sprach den Angaben zufolge knapp zweieinhalb Stunden mit seinen Beratern über das künftige Vorgehen am Hindukusch. Eine Entscheidung über eine Strategie sei noch nicht gefallen, betonte der Regierungsvertreter. Präsidentensprecher Robert Gibbs hatte am Dienstag gesagt, Obama schwanke noch zwischen vier verschiedenen Szenarien, ohne Einzelheiten zu nennen.

Clinton fordert von Karzai Kampf gegen Korruption

Außenministerin Hillary Rodham Clinton forderte am Donnerstag während eines Besuches auf den Philippinen mehr "Rechenschaft und Transparenz" und ein "klares Bekenntnis zu der Art von Regierungsführung, die die Menschen in Afghanistan verdient haben". Die USA wollten sich sicher sein, dass ihre Entwicklungshilfe auch bei den Projekten ankomme, für die sie bestimmt sei.

Obama berät seit Wochen mit seinen Sicherheitsberatern über den künftigen Kurs und die Stärke der US-Truppen in Afghanistan. Der dortige US-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal hat ihm zu einer Aufstockung um 40.000 Soldaten geraten. Eine endgültige Entscheidung Obamas wird aber nicht erwartet, bevor er Ende kommender Woche von einer Asien-Reise zurückkehrt. (red/APA/Reuters)