Berlin - Er war der "Chief" in der DDR-Kultserie "Zur See" und ermittelte für den "Polizeiruf 110" vor und nach dem Mauerfall: Günter Naumann, der vom Betonbauer zum DEFA-Schauspieler aufstieg, ist tot. Der 83-Jährige starb bereits am Freitag in einem Krankenhaus in Berlin-Köpenick nach einem Nierenversagen. Die Künstleragentur Petra Nathan bestätigte am Sonntag entsprechende Medienberichte.

Der gebürtige Chemnitzer hatte vor rund vier Wochen eine neue Herzklappe erhalten und war seither in der Klinik, sagte sein langjähriger Freund, der Schauspieler Jürgen Zartmann, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Am 17. November wäre Naumann 84 Jahre alt geworden. "Er hatte vor, bis zu seinem Geburtstag gesund zu werden", berichtete Zartmann von seinem letzten Besuch am Krankenbett. "Zwei Tage vor seinem Tod ging es ihm eigentlich wieder besser." Der Schauspieler soll laut Zartmann im engsten Familienkreis beigesetzt werden.

Naumann als "Chief Paul Weyer"

Naumanns bekannteste Rolle war die des "Chief Paul Weyer" in der neunteiligen Familienserie "Zur See" (1976/77). Bis 1995 war er in der Kriminalserie "Polizeiruf 110" zu sehen. Er ermittelte als Kommissar Beck in Sachsen-Anhalt. Nach der Wende hatte Naumann Auftritte in Fernsehserien wie "Marienhof", "SOKO Leipzig" und "Der Landarzt". Anschließend wurde es ruhig um den Schauspieler. In einem Interview mit "Super TV" anlässlich seines 80. Geburtstags 2005 beklagte sich Naumann über fehlende Menschlichkeit in der TV-Branche: "Seit meinem Abschied vom 'Polizeiruf' in den 90er Jahren ist es still geworden. Die Sender haben mich vergessen."

Vor seiner Schauspielkarriere lernte Naumann zunächst den Beruf des Betonbauers, bevor er Architektur studierte und sich der Malerei widmete. Von 1950 an absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Schauspieler in Leipzig und spielte unter anderem im Berliner Ensemble am Theater am Schiffbauerdamm. Seit den 60er Jahren war Naumann in DEFA-Kinofilmen zu sehen, unter anderem gemeinsam mit Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl in Frank Beyers Antikriegsfilm "Fünf Patronenhülsen". 1982 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. (APA)