Wenn es um Veranlagungen geht, lassen sich deutliche Unterschiede der Koalitionspartner erkennen. Das war bei den Investments der Bundesfinanzierungsagentur so, und ebenso verhält es sich nun bei der Reform der Zukunftsvorsorge. Da geißelt die SPÖ die staatliche Förderung von Spekulation, weil Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) das Instrument auch ohne Kapitalgarantie zulassen will. Aktien und private Vorsorge seien aus Sicht der Sozialdemokratie ohnehin Gift, kontert die ÖVP.

Dabei sind beide Regierungsparteien in der Frage der privaten Altersvorsorge auf dem falschen Dampfer. Die SPÖ, weil es nicht nachvollziehbar ist, warum der Wegfall der Garantie zu einer Spekulationswelle führen soll. Die Veranlagung per se ändert sich dadurch nicht. Klar ist, dass der Anleger ohne Kapitalgarantie mehr Risiko und mehr Ertragschancen hat, weil die Sicherung viel Geld kostet. Gerade bei langfristiger Veranlagung erscheint diese Rendite-Bremse entbehrlich, zumal der Aktienanteil künftig mit steigendem Alter sinkt. Jedenfalls stellt die Wahlfreiheit eine Verbesserung dar.

In einem von der SPÖ interessanterweise nicht aufgegriffenen Punkt fördert Pröll die Spekulation sehr wohl, weil der Aktienanteil des Vorsorgeprodukts weiterhin in Wien investiert werden muss. Sich bei der privaten Rente auf die Enge der heimischen Börse zu verlassen, widerspricht allen Investment-Grundsätzen. Somit wird aus altem Mist neuer Murks. Prämien samt Steuerbefreiung kann der Finanzminister gleich auf dem Transferkonto auflisten. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2009)