In Peking ist vergangene Woche ein Wetter erster Klasse niedergegangen. Dreißig Zentimeter oder sechzehn Millionen Tonnen Schnee vermeldete die China Meteorological Administration stolz. Ein Rekord, so früh im Herbst und nach 100 Tagen Dürre dringend erwarteter Nachschub für leere Reservoirs.

Dass der Flughafen lahmgelegt war und geknickte Bäume die Straßen unpassierbar machten: vergleichsweise nebensächlich. China braucht Wasser zumindest so dringend wie Öl - besonders im Norden, wo die Wüste Gobi bereits an den Toren der Hauptstadt leckt.

Der Stolz der Meteorologen ist nachvollziehbar. Sie waren es, die den Schnee über Beijing rieseln ließen: Schon seit Jahren schießt China bei Bedarf Chemikalien wie Silberjodid in die Wolken, um sie als "fake rain" abregnen zu lassen. Zu den Olympischen Spielen hielt dies die Hauptstadt in der Regenzeit trocken. Jetzt soll es helfen, den Wasserbedarf zu decken.

Nun haben die Chinesen fraglos Erfahrung im Fälschen. Auf diese Art mit Naturgewalten zu spielen hat aber eine andere Qualität, als sich an Handtaschen, DVDs, Parmaschinken oder Zigaretten zu vergehen. (Severin Corti/DER STANDARD-Printausgabe, 9.11.2009)