Mit Ende des Jahres wird Deutschlands erste reine Internet-Tageszeitung, die "Netzeitung", als solche eingestellt. Wirtschaftliche Gründe sind Schuld daran, dass das Internet-Medium künftig nur mehr als "automatisiertes Nachrichtenportal" geführt werden soll - von einer Redaktion eigenrecherchierte Artikel wird es nicht mehr geben. Das teilte der Mutterverlag, das Kölner Medienhaus M. DuMont Schauberg (MDS), dieser Tage mit. Die "Netzeitung" wurde im Jahr 2000 vom ehemaligen "Presse"-Chefredakteur Michael Maier gegründet.
Krise
Der Kärntner Maier hatte die Internet-Zeitung aber bereits vor drei Jahren verlassen. Das Medium gehörte zunächst dem norwegischen Mischkonzern Orkla und wechselte in der Folge öfter den Besitzer. Erst seit April gehört die "Netzeitung" zu MDS. Dieser teilte nun das Aus des Onlineprojekts mit, die aus zwölf Mitarbeitern bestehende Redaktion werde betriebsbedingt gekündigt, hieß es. Wenig Verständnis gab es dafür naturgemäß vom Betriebsrat.
Unverständnis
"Diese Maßnahme ist völlig unverständlich", sagte Renate Gensch, Konzernbetriebsratsvorsitzende der zu MDS gehörenden BV Deutschen Zeitungsholding, die neben der "Netzeitung" auch die "Berliner Zeitung" und den "Berliner Kurier" hält. Der MDS-Vorstand für Unternehmensstrategien rede von "Paid-Content" und im gleichen Atemzug werde das Personal der "Netzeitung" abgebaut, statt die Kollegen und ihr Know-how in die Online-Aktivitäten für die "Berliner Zeitung" und den "Berliner Kurier" einzubinden. (APA)