Santiago de Compostela - Menschen sind bereit für Lebensmittel mehr zu bezahlen, wenn diese eine Aufschrift mit detaillierten Ernährungsinformationen enthalten. Das behaupten Forscher der Universität Santiago de Compostela in der Zeitschrift Food Quality and Preference. "Wenn auch insgesamt die Marke den meisten Ausschlag gibt, vertrauen Menschen lieber auf die Ernährungsangaben als etwa auf eine Aufschrift 'Light', wenn es um das Bezahlen eines höheren Produktpreises geht", berichtet Studienautorin Maria Loureiro.
Ein Biskuitgebäck, das fetthältig und in Spanien als Frühstückssnack sehr beliebt ist, war das zentrale Objekt im Experiment der Forscher. Sie befragten 400 repräsentativ ausgewählte Menschen und beobachteten bei über 1.600 Personen im Einkauf, nach welchen Kriterien etwas höhere Kosten dieses Gebäcks auf sich genommen wurden. Infrage kamen dabei Preis, Marke, detaillierte Ernährungsinformation oder eine Kurzbeschreibung des Produkts auf dessen Verpackung.
Marke vor Inhaltsstoffen
An prominenter zweiter Stelle rangierte in dieser Prioritätenliste die genaue Ausführung der Inhaltsstoffe - und zwar unabhängig von Geschlecht, Bildung und sogar Einkommen der Befragten. Unterdrückt werden konnte dieses Auswahlkriterium im Test allein von der Marke eines Produkts. "Je älter Menschen sind, desto eher vertrauen sie auf Marken", so Loureiro.
Erstellt wurde die Studie nicht zuletzt, um die Selbsteinschätzung der Spanier in Sachen bewusster Ernährung zu testen. Das Thema ist in Spanien hochbrisant, ist hier doch laut einem OECD-Bericht jeder zweite übergewichtig.
Verschiedene Wege zur bewussten Ernährung
Die Strategien, mit denen die europäischen Länder die jeweilige Bevölkerung zu gesunder Ernährung anhalten wollen, sind sehr unterschiedlich. Konsumentenschützer in Mitteleuropa setzen immer stärker auf die Durchsetzung der Ampelkennzeichnung - eine farblich hervorgehobene Anzeige der enthaltenen Mengen an Fett, Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren auf Verpackungen von Lebensmitteln. Laut Einschätzung der Forscherin wäre eine solche Regelung in Spanien kaum durchführbar. Man setzt auf der iberischen Halbinsel lieber auf die Vermittlung der richtigen Menge des Verzehrs.
"Das Landwirtschaftsministerium betont immer wieder, dass alle Produkte gesund sein können, wenn sie bloß in der richtigen Mengen verzehrt werden. Nüsse sind etwa sehr fettreich, haben jedoch anderwärtig eindeutige Vorteile", so Loureiro. Ähnliches gelte für die Olive, was wohl nicht ganz zufällig ist - führt Spanien doch mit Abstand die weltweite Olivenproduktion. (pte/red)