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Die "Rundschau am Sonntag" wird eingestellt, die letzte Ausgabe erscheint am 15. November.

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Die Moser Holding stoppt die "Rundschau am Sonntag", die letzte Ausgabe erscheint am 15. November. Es soll nun wieder die Wochentags-Ausgabe der Bezirksrundschau am Donnerstag forciert werden.

"Das Rundschau-Team hat höchst engagiert gearbeitet. Die Auswirkungen der Finanzkrise waren jedoch trotz großer Anstrengungen nicht abzufedern", so Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding.

Die Bezirksrundschau soll nun redaktionell ausgebaut werden und einen stärkeren auch überregionalen Schwerpunkt erhalten. Die Aufträge der "Rundschau am Sonntag" und ein Großteil der Kooperationen werden von der Bezirksrundschau fortgeführt.

55 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs

Für 55 der insgesamt 100 Mitarbeiter von Rundschau am Sonntag, rundschau.co.at und OÖ-Mail wird es "kein weiterführendes Angebot" geben, wie es in einer Aussendung heißt. Mit dem Betriebsrat sollen in den kommenden Tagen die Details für einen Sozialplan ausgearbeitet werden.

"An den wirtschaftlichen Realitäten kommt niemand vorbei", sagt Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding, über das Aus für die oberösterreichische "Rundschau am Sonntag". Man habe alle Möglichkeiten geprüft und alle Modelle durchgerechnet, allerdings seien "die Anlaufverluste nicht mehr zu rechtfertigen gewesen", so Petz. Die oberösterreichische Journalistengewerkschaft sieht das naturgemäß anders. "Die Beschäftigten zahlen damit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres für offensichtliche Managementfehler der Moser Holding unter Hermann Petz", so Gewerkschaftsvorsitzender Klaus Buttinger.

Anzeigeneinbruch

Laut Petz sei es der Plan der Moser Holding gewesen, mit den beiden Oberösterreich-Produkten im Jahr 2011 den Break Even zu erreichen. Das wäre mit dem Sonntag aber "bei weitem nicht realistisch" gewesen. Am Sonntag brauche man die Umsätze aus dem Anzeigenbereich, die mit der Krise drastisch weggebrochen sind. "Ich rechne auch nicht damit, dass sich dieser Markt so schnell erholen wird", daher habe man sich für die Einstellung des Sonntags entschieden.

Für die Moser Holding sei es "strategisch wichtig" gewesen, im Rahmen des gemeinsamen Gratiszeitungsrings mit der Styria Media Group in Oberösterreich mit einem Gratistitel vertreten zu sein - in Zukunft sei das nicht mehr auf zwei, sondern nur mehr auf einer Schiene, nämlich donnerstags, der Fall. Die "Oberösterreichische Rundschau" sei laut Petz ohnehin den Großteil ihrer Erscheinungszeit lediglich mit einer Ausgabe am Markt präsent gewesen. Die Sonntagszeitung sei erst vor zehn Jahren eingeführt worden - jetzt kehre man wieder zur ursprünglichen Form zurück.

Große Betroffenheit bei Journalistengewerkschaft

Die oberösterreichische Journalistengewerkschaft in der GPA-djp reagierte "mit großer Betroffenheit" auf die Einstellung der Sonntags-"Rundschau". Es sei in schwierigen Zeiten wie diesen eine Katastrophe, wenn - wie von der Moser Holding angekündigt - tatsächlich 55 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren würden, erklärte Vorsitzender Buttinger in einer Presseaussendung und machte Managementfehler beim Tiroler Medienunternehmen dafür verantwortlich.

Buttinger geht davon aus, dass die betriebswirtschaftlich funktionierende Kaufwochenzeitung "Oberösterreichische Rundschau" vor einem Jahr auf ein nicht funktionierendes Gratisblattkonzept auf Basis völlig falscher Markteinschätzungen umgestellt worden sei. "Vor drei Monaten ruderte Petz wieder zur Kaufzeitung zurück", so Buttinger. "Es kann nicht gut gehen, für etwas Geld zu verlangen, das man vorher verschenkt hat." Jedenfalls dürften nicht erneut die Mitarbeiter für ein Management bezahlen, das die Basics nicht begriffen habe.

Rechtliche Schritte "nicht ausgeschlossen"

Die Gewerkschaft fordert daher die Übernahme aller Sonntags-"Rundschau"-Mitarbeiter in die weiterbestehenden "Bezirksrundschauen" am Donnerstag. "Unumgänglich ist zudem ein neuer Sozialplan oder eine Weiterführung der bestehenden Stiftung", betonte Buttinger. Man werde überprüfen, ob bei den "Rundschau"-Mitarbeitern die rechtlichen Bestimmungen nach dem Journalistengesetz und -kollektivvertrag eingehalten worden sind. "Rechtliche Schritte sind nicht ausgeschlossen", so der Vorsitzende der oberösterreichischen Journalistengewerkschaft.

Laut Petz werde es für die 55 Mitarbeiter, die durch die Einstellung ihre Stelle verlieren, ähnlich wie schon bei der Übernahme der "Oberösterreichischen Rundschau" durch die Moser Holding vor rund einem Jahr einen Sozialplan geben. Dieser werde in den nächsten Tagen von Moser Holding-Vorstand Silvia Lieb mit dem Betriebsrat ausverhandelt. Neben den 55 geplanten Kündigungen sollen 45 Mitarbeiter das Angebot bekommen, zur "Bezirksrundschau" zu wechseln.

Eike-Clemens Kullman, Mitglied des Verhandlungsteams der Gewerkschaft für den Tageszeitungs-Kollektivvertrag, übte in einer Aussendung ebenfalls Kritik. Es sei fraglich, ob Petz, der für den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) den neuen Tageszeitungs-Kollektivvertrag verhandelt und dabei "massive Verschlechterungen" der Arbeitsbedingungen fordere, für diese Verhandlungen der richtige Mann sei. "Es ist nicht akzeptabel, dass betriebswirtschaftliche Fehler einzelner Unternehmer auf dem Rücken aller beschäftigten Journalisten ausgetragen werden", so Kullmann. (red/APA)