Brüssel - Der Schweizer Bundespräsident Hans-Rudolf Merz ist zufrieden, dass die beiden Mitte September in Libyen entführten Schweizer wieder in der Schweizer Botschaft in Tripolis sind. Es sei gut, "dass wieder Bewegung ins Dossier" gekommen sei. Zu den Gründen, warum sich die Schweizer wieder in der Botschaft befinden, wollte Merz "zum jetzigen Zeitpunkt" nichts sagen. Auch machte er bei seinem Besuch in Brüssel keine Angaben, wann die Schweizer frei gelassen werden.

Seit Montag befinden sich die beiden Männer, die seit mehr als einem Jahr praktisch in libyschem Gewahrsam sind, wieder in der Botschaft. Außenministerin Micheline Calmy-Rey hatte die neuste Entwicklung begrüßt. Wo die Schweizer festgehalten worden seien, wisse sie nicht. Nach Informationen des Schweizer Außenministeriums (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten/EDA) wurden die Schweizer von den libyschen Behörden ohne Angaben von Gründen in die Botschaft gebracht. Die Schweiz habe keine neuen Bedingungen Libyens erfüllt.

Gaddafis Sohn verhaftet

Die beiden Schweizer Geschäftsleute können Libyen seit Mitte Juli 2008 nicht mehr verlassen. Sie werden seit Beginn der sogenannten Affäre Gaddafi von den libyschen Behörden festgehalten. Diese begann mit der Verhaftung eines Sohnes des libyschen Revolutionsführers (Staatschefs) Muammar al-Gaddafi, Hannibal, und dessen Frau am 15. Juli 2008 in Genf. Das Paar hatte in Genf zwei Angestellte misshandelt und wurde vorübergehend festgenommen. Die libysche Führung nahm daraufhin offenbar in einem Racheakt die beiden Schweizer fest und fordert eine Entschädigung von der Schweiz.

Besonders peinlich wurde die Affäre für den Schweizer Bundespräsidenten Merz, der im August nach Tripolis reiste. Er kehrte unverrichteter Dinge wieder zurück, ohne die beiden Schweizer Bürger, die inzwischen selbst in der Schweiz als "Geiseln" bezeichnet werden. Die bilaterale Krise hatte sich nach Unterzeichnung eines Vertrages nicht entspannt, in dem sich die Schweiz für das Vorgehen der Genfer Behörden entschuldigte und weitere Zugeständnisse an Libyen machte. Während Merz im Herbst am Rande der UN-Generalversammlung in New York mit Gaddafi zusammentraf, wurden die beiden Schweizer an einen unbekannten Ort gebracht. Die Schweiz bezeichnete dies als völkerrechtswidrige Entführung und setzte Anfang November den Vertrag mit Libyen aus. (APA/sda)