Der Rechnungshof prüft den geplatzten Finanzdeal des Landes Oberösterreich. Eintragungen im Grund- und Firmenbuch rund um die Protagonisten des Geschäfts geben den Blick auf fragwürdige Verbindungen frei.

Wien – Heftig gearbeitet wird derzeit im Landesrechnungshof Oberösterreich; im Dezember soll sein Bericht zum geplatzten Geschäft des Landes mit der ungarischen C-Trust and Trade vorliegen.

Zur Erinnerung: Im Mai schloss der Leiter der Direktion Finanzen des Landes, Franz Krenner, mit C-Trust-Geschäftsführer Hans Jürgen Jockers einen Vertrag, wonach das Land seinem Geschäftspartner von Juni bis Dezember 2009 das "Abfragerecht" (Einschau) für ein mit 140 Mio. Euro gefülltes Festgeldkonto bei der RLB OÖ gewährt. Dafür sollte das Land 4,6 Mio. Euro von C-Trust bekommen. Laut Krenner wollte Jockers, der an C-Trust auch beteiligt ist, versuchen, auf Basis dieses Einschaurechts in den USA "Geschäfte zur Geldmarktregulierung" zu machen, sei aber gescheitert. Krenner: "Jockers erklärte, er sei bei seinen Recherchen draufgekommen, dass er Zugriff auf das Geld braucht." Der Deal wurde gestoppt; in der Vorwahlzeit im September kam er aber ans Licht.

Über seinen Geschäftspartner Jockers wusste das Land wenig, "ich habe nur den C-Trust-Firmenauszug verlangt" , erklärt der Finanzdirektor.

Dabei hätte ein Blick ins österreichische Handelsregister und Grundbuch zumindest interessante historische Verbindungen zu Tage gebracht.

In Österreich gehört dem 56-jährigen deutschen Jockers seit 2005 die Buriano Immobilien Verwertungs- und Beratungs GmbH mit Sitz in Gießhübl, an der Hauptstraße 119. Diese Liegenschaft gehörte einst der GAM LiegenschaftsverwertungsGmbH, die 2007 in Konkurs ging. Buriano wurde laut Juristen zum Kauf dieser Wohnung gegründet, jedenfalls habe die Gesellschaft kurz vor Konkurseröffnung "versucht, die Immobilie zu erwerben und so die Versteigerung zu verhindern" , was mangels Geldfluss aber nicht gelungen sei, wie es heißt. Laut Jockers ist Buriano aber schon länger nicht mehr aktiv, ziehe sich "schon aus dem Markt zurück" , wie er erklärt.

An der 1997 gegründeten GAM war übrigens kurz (bis Juli 1998) der Wiener Immobilientreuhänder Hans Gamlich beteiligt. Er hatte in Zur Zeit unter Chefredakteur Andreas Mölzer Adolf Hitler einen "großen Sozialrevolutionär" genannt. Hans Gamlich hat laut eigener Darstellung aber "gar nichts" mit Jockers oder Buriano oder den oberösterreichischen Geschäften zu tun – bekannt sei ihm nur die spätere GAM-Geschäftsführerin, Elisabeth Skarits. Unter ihrer Leitung war die GAM pleite gegangen, der Masseverwalter hat sie ihres Amts enthoben. Laut aktuellem Firmenbuch ist Skarits an der Adresse Gießhübl Hauptstraße 119 zu finden.

Alte Bekannte

Die 53-Jährige war einst Chefin und Gesellschafterin der E.S. Investitionsplanungs GmbH, einer Gesellschaft, für die 2007 der Konkursantrag gestellt wurde, mangels Vermögen wurde die Gesellschaft letztlich aufgelöst. Skarits war bis 2004 auch geschäftsführende Gesellschafterin einer Oasiris Financing & Investment Project Development gewesen – ihr folgte im Oktober 2004 der Deutsche Jürgen Feige, der seinen Wohnsitz laut Handelsregister in Berlin Pankow hat.

In der Anlegerwelt ist Feige kein Unbekannter, er war bis 2004 Prokurist und Gesellschafter der Wiener Evantus Invest Beteiligungs GmbH. Evantus wurde 2006 mangels Vermögens aufgelöst.

In den Jahren zuvor hatte Evantus Kreditgeschäfte angeboten (Vermittler nannten das "Sorglos-Spezial-Paket" ), der deutsche Finanztest schrieb von "Wunderkrediten" , weil bis zu 18 Prozent Rendite versprochen wurde.

Die "Geldvermehrung" wurde damals gegenüber Finanztest so erklärt: Die Kunden nähmen mehr Geld auf als benötigt, der Teil, den sie nicht brauchen flösse an Banken, die damit "besondere" Geschäfte machen, für diese Investments sei "aus technischen Gründen der Nachweis von bankenfremdem Geld nötig".

Ein Schelm, der dabei ans Land Oberösterreich denkt. (Renate Graber/DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2009)