Kleiner, unangenehm belehrender Nachtrag zu den Mauerfall-Jubiläen: Was damals (in ganz Osteuropa) zusammengebrochen ist, waren ganz üble, brutale Regimes, die es noch dazu fertigbrachten, die Armut flächendeckend über die gesamte Gesellschaft zu verteilen.

Das ist nichts Neues? Vielleicht schon - vor allem für viele junge Leute, die keine, eine nur sehr vage oder eine sehr falsche Vorstellung vom damaligen "real existierenden Sozialismus" haben. Ganz besonders junge Leute wurden von diesen grauen Apparatschik-Regimes um Luft zum Atmen, um freie Selbstentwicklung, um Lebenschancen gebracht. Die Regimes wurden gestürzt, weil die Herrschenden nicht mehr die Brutalität aufbrachten, schießen zu lassen. Aber hauptsächlich deshalb, weil sie zuvor so viel Blut vergossen hatten und trotzdem keine Möglichkeit sahen, ihr elendes System aufrechtzuerhalten. Manche glauben, das wären damals Sozialstaaten mit etwas strengen Umgangsformen gewesen, an denen "nicht alles schlecht" war. Irrtum: Das waren ganz üble Diktaturen, und heute noch ist es ein Grund zum Feiern, dass sich die Osteuropäer friedlich davon befreiten. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2009)