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GM-Vorstandsvorsitzender Fritz Henderson möchte Opel mehr Unabhängigkeit einräumen. Die Hauptlast der Sanierung soll nach Ansicht von Kanzlerin Merkel GM tragen.

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St. Peterburg/Rüsselsheim - Die russische Sberbank, Partner von Magna bei der geplanten Opel-Übernahme, behält sich nach dem Platzen des Opel-Kaufs rechtliche Schritte gegen die Opel-Mutter General Motors (GM) vor. "Sollte es notwendig sein, sind wir vorbereitet, unsere Position vor Gericht zu verteidigen", sagte Sberbank-Chef German Gref am Dienstag. Auch Magna-Chef Siegfried Wolf kündigte ähnliche Pläne an. Er bezifferte das bereits investierte Geld mit rund 100 Millionen Dollar.

Verärgert reagierte auch die Politik auf die GM-Entscheidung: Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hatte den USA einen "höhnischen" Umgang mit ihren europäischen Partner vorgeworfen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat GM scharf kritisiert und ein überzeugendes Sanierungskonzept gefordert. GM sei über Monate nicht in der Lage gewesen, "seiner Verantwortung als Mutterkonzern gerecht zu werden" , sagte sie in ihrer Regierungserklärung im Bundestag.

Hendersons Kniefall

General-Motors-Chef Fritz Henderson hat sich in einem Fernsehinterview dafür entschuldigt, welche Rolle GM in den vergangenen Wochen bei Opel gespielt hat. "Das bedauern wir sehr, wenn wir daran denken, wie der Prozess in den letzten paar Wochen abgelaufen ist. Das bedauern wir zutiefst. Es war nicht die Absicht, jemanden zu überraschen, obwohl wir wissen, dass wir das doch getan haben."

Merkel machte dem US-Konzern klar, dass der deutsche Steuerzahler nicht die Hauptlast der Opel-Sanierung bezahlen werde. Bund und Länder seien aber grundsätzlich bereit, Hilfen zu prüfen. Die wichtigsten deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben sich gegen Staatshilfen für Opel gewandt.

Doch GM hat in den mit drei Mrd. Euro bezifferten Sanierungskosten staatliche Hilfen aus Europa bereits einkalkuliert, gibt GM-Vize John Smith unumwunden zu: "Ich bin hoffnungsfroh, dass die Bundesregierung unseren Plan, wenn sie ihn gesehen hat, gut finden und uns genauso unterstützen wird wie die Regierungen aus Spanien, Polen und Großbritannien."

Um Staatsgeld zu bekommen, wird GM Zugeständnissen bei den Standorten machen müssen. Henderson, der seit Montag in Deutschland ist, hat Opel bereits mehr Eigenständigkeit versprochen. "Fritz Henderson bekräftigte, dass Opel in Europa wieder zu alter Stärke geführt werden solle, mit einem hohen Maß an Unabhängigkeit und Eigenständigkeit innerhalb des GM-Konzerns" , sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz nach Gesprächen mit Henderson. Wie erwartet wurde nun GM-Manager Nick Reilly vorübergehend zum Opel-Chef bestellt.

Unterdessen hat GM einen weiteren Teil des staatlichen Opel-Kredits, nämlich 200 Mio. Euro, zurückbezahlt. Die offene Summe von 600 Mio. Euro soll im Laufe des Monats November fließen. Die Rückzahlung des Brückenkredits an die deutschen Bundes- und Landesregierungen ist Voraussetzung dafür, dass GM wieder vollständig in den Besitz der Opel-Anteile gelangt. Derzeit werden 65 Prozent der Opel-Anteile von einer Treuhandgesellschaft verwaltet. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2009)