Taser - das ultimative Hilfsmittel der Exekutive, oder doch eine gefährliche Waffe?

Foto: Hersteller

"Es ist eine Revolution im Stravollzug. Mit jeder Revolution kommt auch Schmerz.“ Diese Worte von Steve Tuttle, Vizepräsident von Taser International, beziehen sich auf das erfolgreichste Produkt seines Unternehmens - den Elektroschocker "Taser". In den USA hat der Taser einen wahren Erfolgslauf hingelegt, doch nun mehren sich die kritischen Stimmen, die keine "Wunderwaffe der Exkutive" sehen, sondern eine gefährliche Waffe, deren wahres Schadensmaß man nicht genau einordnen könne.

Kontroversen vorprogrammiert

Das US-Magazin Wired widmet der aktuellen Debatte um die Gefahren der Taser einen ausführlichen Artikel. Darin meint Tuttle weiter: "Die Kontroverse fußt in dem unglaublich raschen Wachstum der Beliebtheit des Tasers." Also rundherum nur Neider, die das Unternehmen schädigen wollen? Mitnichten. Auch namhafte ÄrztInnen, PsychologInnen und WissenschaftlerInnen kritisieren den Einsatz der Elektroschocker.

Todesfälle

Taser International beruft sich auf einige Studien, die dem Schocker eine Ungefährlichkeit bescheinigen. Von Außen sieht ein Taser auch eher nach einer ungefährlichen Plastikpistole aus. Im Inneren finden sich zwei Kammern und eine CO2-Patrone. Ein Druck auf den Auslöser und die Kammern öffnen sich, zwei Metallpfeile schießen heraus. Diese, ausgestattet mit Häkchen sollen sich in die Kleidung oder das Fleisch des Opfers bohren. Der Körper dient dabei als letzter Bestandteil des elektrischen Kreislaufs und, sobald dieser geschlossen, werden 50.000 Volt durch den Körper gejagt. Während Taser International nur von wenigen Todesfällen, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Taser-Einsatz gesetzt werden können, spricht, sehen ÄrztInnen in der Waffe ein großes Problem. Eine "Überdosierung" der Intensität, die zu lange Anwendung und die daraus resultierenden gesundheitlichen Schäden für das vegetative Nervensystem seien ein zu großes Risiko.

Todessturz

In den USA sorgten in der jüngeren Vergangenheit immer wieder spektakuläre Todesfälle für Aufsehen. Einmal wurde ein randalierender Passagier am Flughafen so lange getasert bis er starb. Ein anderes Mal stürzte ein Mann nach dem Einsatz eines Tasers durch Polizisten von einem Vordach in den Tod.

Diskussionen und große Verbreitung

In vielen Ländern der Erde wird über den Einsatz der Taser eifrigst diskutiert. Doch eine wirkliche Linie im Umgang mit den Elektroschockern scheint noch nicht gefunden. Laut Taser International wurden bis Juni 2009 mehr als 14.200 Exekutivbehörden in über 40 Ländern mit Tasern beliefert. In den USA setzen 29 der 33 größten Städte die Waffe in der Verbrechensbekämpfung ein.

Sicher und auch tödlich

Laut Taser International ist die Technologie relativ sicher - der offizielle Terminus Technicus lautet "weniger tödlich" - und hilft Verletzungen und Todesfälle bei PolizeistInnen im Einsatz zu minimieren. Aber nicht alle ExpertInnen sehen dies genauso. Besonders ÄrztInnen warnen vor den möglichen gesundheitlichen Schäden für Herz und Gehirn. Ein Bericht von Amnesty International fand heraus, dass zwischen 2001 und 2008, 334 Menschen in den USA nach einem Tasereinsatz starben. Erst im letzten Monat verstarb ein 19-Jähriger in San Bernardino, Kalifornien, nachdem er getasert wurde. Er war das 45 Todesopfer nach einem Taser-Einsatz in den USA in diesem Jahr.

Missbrauch

Ein weiteres großes Problem sehen ExpertInnen in der missbräuchlichen Verwendung der Waffe. Es werde zu schnell getasert, so deren Meinung. Wurde früher noch versucht RandaliererInnen zu beruhigen, so würde heute gleich der Taser eingesetzt werden. Es geht schneller, ist unkomplizierter und man sieht kein Blut. Ein Verbot der Taser ist in den USA derzeit wohl undenkbar. Es bleibt nur zu hoffen, dass Taser nicht mehr Leben kosten, als sie zu schützen vorgeben, bis eine Entscheidung in dieser Frage erzielt wird.(Gregor Kucera, derStandard.at vom 10.11.2009)