Berlin/München - Das Interview von Philipp Lahm, das am Wochenende in der "Süddeutschen Zeitung" erschienen ist und die Fußball-Philosophie des deutschen Rekordmeisters zum Inhalt hatte, zieht weitere Kreise. Die Delegierten des nationalen Journalisten-Verbandes (DJV) warfen auf ihrem Verbandstag in Berlin den Münchnern eine "Maulkorbpolitik" vor und übten heftige Kritik am Verhalten des Vereins gegenüber dem Teamverteidiger.

Die Mitglieder forderten in einem Antrag, dass die Meinungsfreiheit auch für Spieler des FC Bayern gelten müsse. Zur öffentlichen Meinungsbildung sei es "unerlässlich, dass auch Spieler mit ihrer Ansichten dazu betragen" könnten, hieß es in einer Mitteilung. Der Verein und Manager Uli Hoeneß müssten daher ihre "Maulkorbpolitik" einstellen und dürften Aktive nicht bedrohen, weil sie ihr Recht auf freie Meinung wahrnähmen.

Lahm hatte in dem Interview, das der Verein nicht autorisiert hatte, in erster Linie den Vorstand kritisiert und dafür eine gesalzene Geldstrafe erhalten. Während Lahm zu dem Thema nichts mehr sagen will, wies Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag die Vorwürfe an den Verein zurück. "Der FC Bayern ist kein Verein, der in seinen Grundfesten infrage gestellt ist. Wir stehen stabil da, so leicht wirf den FC Bayern nichts um", sagte der Vorstandschef.

Der FC Bayern sei in allen Organen bestens aufgestellt für die Zukunft, erklärte er gegenüber der Zeitung "Münchner Merkur". Der inhaltlichen Kritik wollte sich Rummenigge, für den das Thema Lahm nach einer Aussprache erledigt ist, in der Öffentlichkeit nicht stellen, fügte aber hinzu: "Wir sind kritikfähig. Und ich bin ein loyaler Mitstreiter in der Sage des FC Bayern, der alles zum Wohle des Vereins unternimmt."

Die vielen Sympathien, die Lahm nach Darlegung seiner Sicht entgegengebracht wurden, erklärt sich der Vorstandschef mit der derzeitigen Formkrise und dem achten Tabellenplatz. "Ich habe volles Verständnis für die Fans. Ich bin auch nicht zufrieden, das ist keiner hier bei uns", sagte Rummenigge. Er könne aber aus "tiefstem Herzen" versichern: "Wir werden bis zur letzten Patrone dafür kämpfen, dass wir am Ende dieser Saison wieder mit der Schale auf dem Rathausbalkon stehen." (APA)