Datensammler haben offenkundig versucht, die Online-Jobbörse der deutschen Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Abrufen von Bewerberdaten zu missbrauchen. Zwei Unternehmen hätten am Dienstag 3.304 Inserate geschaltet, bestätigte BA-Sprecherin Anja Huth einen Bericht der "Frankfurter Rundschau".

2.500 verschiedene Jobangebote

Bereits Anfang November sei eine andere Firma aufgefallen, die gleichzeitig 2.500 verschiedene Stellenangebote in die Jobbörse gestellt habe. Alle drei Unternehmen würden von der selben Person betrieben. Die Profile in der Jobbörse seien gelöscht worden. Die BA geht davon aus, dass es die eingestellten Jobangebote dieser Firmen nicht wirklich gibt. "Unserer Einschätzung nach wollten sie damit an Bewerber-Daten kommen," sagte Huth der Nachrichtenagentur AP.

Ungewöhnlich

Die Jobangebote reichten vom Geologen bis zum Kinderarzt. Die Firmen hätten sich offensichtlich vor allem an Akademiker gerichtet. "So viele Stellen in einem Arbeitgeber-Account waren auch für uns ungewöhnlich", erklärte die Sprecherin der Nürnberger Arbeitsverwaltung. Nachdem die hohe Stellenanzahl bei der Berliner Firma Econsulting24 Ltd. aufgefallen sei, hätten die BA-Mitarbeiter nach Vernetzungen mit anderen Unternehmen gesucht. Dabei seien sie auf zwei weitere Firmen gestoßen, darunter Interpres Personaldienstleistungen GmbH aus Karlsruhe. Die Arbeitsagentur in Berlin habe sofort versucht, Kontakt zu Econsulting24 aufzunehmen und die Sache zu klären. Dies sei allerdings bisher nicht gelungen. Daher seien umgehend alle Daten gelöscht worden.

Stellungnahme angekündigt

Auf AP-Anfrage kündigte eine Interpres-Mitarbeiterin eine Stellungnahme von Econsulting24 an. Wann diese veröffentlicht werden soll, ließ sie aber offen. Econsulting24 selbst war nicht zu erreichen. Unter der auf der Internetseite angegeben Telefonnummer war nur ein Anrufbeantworter geschaltet. Die Bundesagentur geht laut Huth davon aus, dass das Vorgehen der Firmen sofort entdeckt wurde und daher Bewerbern bisher kein Schaden entstand. Das Treiben sei ein klarer Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen der Jobbörse. Rechtlich könne dagegen aber nicht vorgegangen werden. Allerdings sei seit vergangener Woche das Zugangsverfahren für Neulinge in der Jobbörse verschärft worden.

Überprüfung

Bevor ein Betrieb ein Stellenangebot einstellen könne, werde geprüft, ob es dieses Unternehmen überhaupt gebe, sagte Huth. Die Linke und die Grünen forderten Konsequenzen aus den jüngsten Missbrauchsfällen. Es sei nicht hinnehmbar, dass Arbeitssuchende zum Freiwild von skrupellosen Unternehmen und Datenkriminellen würden, erklärte der Datenschutzbeauftragte der Linken, Jan Korte. Solange die Bundesagentur in diesem sensiblen Bereich den Schutzanspruch der Arbeitssuchenden verletze, könne niemandem geraten werden, auf die Jobbörse zurückzugreifen. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Brigitte Pothmer forderte den deutschen Arbeitsminister Franz Josef Jung dazu auf, die Jobbörse sofort vom Netz zu nehmen. "Offenbar hat sich das Online-Stellenportal zu einer gigantischen Plattform für Datenklau entwickelt. Wenn Arbeitsminister Jung nicht sofort die Notbremse zieht, macht er sich zum Handlanger der Datenhändler", erklärte die Grünen-Politikerin. In der Jobbörse stehen nach BA-Angaben aktuell 3,8 Millionen Bewerberprofile, 406.400 Stellen und 154.800 Ausbildungsplätze.(APA/AP)