Berlin - Der Archäoastronom Andreas Fuls vom Institut für Geodäsie und Geoinformationswissenschaft der TU Berlin datiert das Ende der Maya-Hochkultur um 208 Jahre nach hinten. Seit Jahren arbeitet Fuls mit Hilfe eines Computerprogramms daran, die in Quellen dokumentierten Einzelereignisse der Maya-Kultur mit astronomischen Kalenderdaten abzugleichen.
Die meisten Wissenschafter gehen heute davon aus, dass die Maya-Kultur vom 3. bis 9. Jahrhundert nach Christus ihre kulturelle Blüte hatte und danach langsam verschwand. Ab etwa 900 n. Chr. erlebte die Hochkultur der Maya nach der bisher gültigen Chronologie ihren Niedergang. Städte wurden aufgegebn, die Bevölkerungszahlen gingen zurück, es kam zum völligen Zusammenbruch der Gesellschaft. Diese Datierung stützt sich vor allem auf Dokumente der Kolonialherrschaft aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
"Dresdener Kodex" als Grundlage
Fuls ging andere Datierungs-Wege. So benutzte er vor allem den "Dresdener Kodex", die umfangreiche Abschrift eines Maya-Kalenders, der religiöse Kulte und ihre astronomischen Merkmale auflistet. Solche Kalender und auch andere erhaltene Maya-Monumente berichten nicht nur von Herrschern, Kriegen oder Festen, sondern nennen auch Sonnenstand, Finsternisse oder die Sichtbarkeit der Venus als Anhaltspunkte.
So könne das gleichzeitige Auftreten von Wintersonnenwende, Neumond und Venus, das im "Dresdener Kodex" genannt wird, genau auf den 19. Dezember 830 datiert werden - und damit 208 Jahre später als bisher angenommen, sagt Fuls. Seiner Chronologie entsprechend wäre die klassische Phase der Maya-Geschichte also zwischen dem fünften Jahrhundert und etwa 1100 anzusetzen.
Ablehnung von Kollegen
Vorerst steht er Wissenschafter mit seiner These in der Fachwelt ziemlich alleine da. Die häufigste Reaktion anderer Maya-Forscher sei bisher total ablehnend, sagt Fuls. Dabei würden die gängigen Datierungsmittel, wie etwa die Radiokarbonmethode, durch eine Ungenauigkeit von 150 Jahren seinen Ergebnissen gar nicht widersprechen. "So taggenau wie die Astronomie ist einfach keine andere Methode", sagt der Forscher. (red/APA)