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Aus auch für Quelle Österreich. Das Ende zeichnete sich bereits vergangene Woche mit dem Verkauf der Markenrechte ab.

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Im 50. Jahr ihres Bestehens muss Quelle Österreich Konkurs anmelden. Trotz intensiver Verhandlungen mit Interessenten war letzlich niemand bereit, Geld für eine Fortführung des Versandgeschäfts bereitzustellen.

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Linz/Essen/Wien - Der seidene Faden, an denen die Hoffnungen der 1100 Quelle-Beschäftigten in Österreich hingen, ist gerissen. Weil sich kein Investor fand, der bereit gewesen wäre, Geld in die Österreich-Tochter des deutschen Versandunternehmens zu stecken, wird Quelle Österreich in den nächsten Tagen Konkurs anmelden.

"Görg und Otto sind unsere Totengräber" , sagte der Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats bei Quelle Österreich, Walter Wolfinger, dem Standard . Klaus Hubert Görg, der Insolvenzverwalter des Quelle Mutterkonzerns Arcandor, hat in der Vorwoche die Rechte an der Marke Quelle und das Russland-Geschäft um 65 Millionen Euro an das Konkurrenzunternehmen Otto Versand verkauft. "Damit hat man uns die Lebensgrundlage entzogen" , sagte Wolfinger.

Die Passiva der Insolvenz werden vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) auf rund 100 Mio. Euro geschätzt. Betroffen sind rund 2000 Personen im Raum Linz, dem Sitz des Unternehmens. Neben den rund 1100 Beschäftigten von Quelle Österreich sind 900 weitere Menschen von der Pleite betroffen. Dazu zählen etwa 400 Quelle-Pensionisten sowie Mitarbeiter in den 175 Quelle-Shops. Der Zusammenbruch von Quelle Österreich ist die drittgrößte Handelspleite in Österreich nach Konsum und Libro.

Die Mitarbeiter, von denen die Hälfte länger als zehn Jahren im Unternehmen tätig sind, blicken einer ungewissen Zukunft entgegen. Durch Einrichtung einer Arbeitsstiftung soll das Schlimmste vermieden werden. 70 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen, 150 Personen stehen nach Angaben des Arbeiterbetriebsrats fünf Jahre vor der Pension.

Bis zur Konkurseröffnung ist die Lohnfortzahlung jedenfalls gestoppt. Die Oktober-Löhne sind noch ordnungsgemäß bezahlt worden. Erst nach Konkurseröffnung kann der Insolvenzfonds angezapft werden.

Das Tagesgeschäft geht unterdessen weiter wie gehabt. "Heute hatten wir 50 Personen in der Warteschleife, obwohl das Callcenter voll besetzt war" , sagte Wolfinger. Mit Elektroartikeln sei man noch gut bestückt; ob es wie in Deutschland einen Abverkauf geben wird, entscheide der Masseverwalter, der noch zu bestellen ist. Textilien seien kaum mehr vorrätig, da man schon seit längerem keine Lieferung mehr erhalten habe.

Ein Blick nach Deutschland zeigt die Dimension der Arcandor-Pleite: Von den angemeldeten Forderungen in Höhe von 19 Mrd. Euro wird nach Angaben von Insolvenzverwalter Görg nur ein Bruchteil bezahlt werden können. Betroffen sind Banken, Lieferanten sowie tausende Beschäftigte, denen der Konzern noch Geld schuldet.

Quelle hätte sich beinahe den letzten Ausverkauf nicht mehr leisten können. Nur die Erklärung der Masseunzulänglichkeit, infolge der die Lieferanten seit der Insolvenzeröffnung wohl größtenteils leer ausgehen, habe dies verhindert, sagte Insolvenzanwalt Hans Gerd Jauch auf der Gläubigerversammlung am Mittwoch in Essen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.11.2009)