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Die Abklärung der Krankengeschichte und eine etwaige Untersuchung vor Abgabe der "Pille danach" sind für den Bundessprecher der Fachgruppe Gynäkologie und Geburtshilfe Hochmaier unumgänglich.

Foto: APA/Schneider

Wien - In der Debatte um die Rezeptfreimachung der "Pille danach" herrscht nun Unklarheit über die Linie der ärztlichen Standesvertretung. In einer Aussendung sprach sich die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) am Mittwoch für die Beibehaltung einer "strengen Rezeptpflicht" aus, was im Gesundheitsministerium für Erstaunen sorgte. Präsident Walter Dorner habe die Maßnahme nämlich begrüßt, hieß es von dieser Seite.

Gegen Rezeptfreiheit des "hochpotenten Medikaments"

In der Aussendung wendet sich die Kammer gegen den Vorstoß von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Gesundheitsminister Alois Stöger. Zitiert wird der Bundessprecher der Fachgruppe Gynäkologie und Geburtshilfe, Gerhard Hochmaier, für den die Rezeptpflicht aus medizinischen Gründen dringend geboten ist. Bei der "Pille danach" handle es sich um ein hochpotentes Medikament, welches naturgemäß "massiv in den weiblichen Hormonhaushalt" eingreife, so der Frauenarzt. Vor Gabe des Arzneimittels empfehle sich eine genaue Erhebung der Krankengeschichte und eventuell auch eine Untersuchung.

"Lediglich Meinung von GynäkologInnen"

In der ÖÄK hieß es hingegen, dass es sich bei der Aussendung lediglich um die "Positionierung der 1.500 GynäkologInnen in der Kammer" handle. Präsident Dorner war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Aussendung sei allerdings mit seinem Wissen verschickt worden, war zu erfahren.

Dorner dafür

Im Gesundheitsministerium zeigte man sich verwundert. "Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Walter Dorner, hat im Obersten Sanitätsrat die Maßnahme begrüßt", begegnete ein Sprecher Stögers der Kritik: "Seine Aussage ist für uns das Entscheidende." Da es sich um ein Medikament für Notsituation handle, sei eine rezeptfreie Abgabe für den Abbau von zeitlichen Hürden wichtig.

Trotz Rezeptfreiheit gebe es die Beratung in den Apotheken. Außerdem hätten knapp 80 Prozent der ÖsterreicherInnen in einer "Oekonsult"-Umfrage Anfang November diese Maßnahme begrüßt. 

FPÖ contra, Grüne pro freiem Zugang

Für die FPÖ erneuerte Ärztesprecher Andreas Karlsböck seine Kritik an der angestrebten Rezeptfreiheit. Sie sei der falsche Weg, denn die Verantwortung des Einzelnen mit seiner Sexualität werde auf die ApothekerInnen abgeschoben. Dafür ist dagegen der Gesundheitssprecher der Grünen, Kurt Grünewald: "Bei einem Notfallsverhütungsmittel macht es Sinn, wenn es nach Verhütungspannen in der Hausapotheke griffbereit liegt. Schließlich ist der Zeitfaktor bei der Wirksamkeit dieser Pille entscheidend." (APA)