Buch ist (noch). Lesegerät wird sein. So jedenfalls will es der Markt. Genauer gesagt, der flott expandierende E-Book-Hoffnungsmarkt. Seit März 2009 ist der Reader von Sony auch in Europa im Handel (in den USA bringt der japanische Elektronikkonzern mit "Daily Edition" bereits ein neues, mit UMTS-Modus ausgestattetes Modell auf den Adventmarkt).

Seit Mitte Oktober ist nun auch der "Kindle" aus dem Hause Amazon außerhalb der USA in hundert Ländern, darunter Österreich, erhältlich. Bei einer Speicherkapazität bis zu 1500 Büchern können derzeit allerdings nur bei Amazon gekaufte und heruntergeladene E-Books gelesen werden. Doch das weltweit größte Online-Handelshaus hat ambitionierte Zukunftsvisionen: "Irgendwann" , umreißt Jeff Bezos, Gründer und Vorstandschef von Amazon, die Aufgabe von mehreren Jahrhunderten, "irgendwann könnte es möglich sein, jedes irgendwann einmal gedruckte Buch, jedes im Druck oder nicht mehr im Druck befindliche Buch innerhalb von einer Minute zugänglich zu machen."

Bereits jetzt ist laut Bezos der E-Reader in den USA der meistverkaufte Gegenstand auf der Internetseite: Dank Kindle verzeichnete Amazon im dritten Quartal einen Gewinnsprung von fast 70 Prozent auf 199 Mio. Dollar und blickt ausgesprochen optimistisch, die Verkäufe zum Jahresende könnten - Santa Claus sei dank - die bisherigen Erwartungen weit übertreffen.

Die Amazon-Aktie stieg nachbörslich um 15 Prozent auf den höchsten Stand seit fast einem Jahrzehnt. Laut Amazon-Chef Jeff Bezos entscheidet sich in den USA mit 48 von hundert Buchkäufern bereits fast die Hälfte für ein E-Book.Und nun weiß auch das europäische Christkindle, was es heuer zu Weihnachten unter den Baum legen könnte.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Soundkarten-Profi Creative plant ein MediaBook, das Video, Bilder, Text und andere multimediale Dienste bieten will. Asus will der Konkurrenz mit einem Luxus-Reader zu Discont-Preisen einheizen.

Und mit "Nook" will sich auch die US-Buchkette Barnes & Noble ein Stück vom E-Book-Kuchen sichern. "Nook" basiert auf Google Androids, einem eigentlich für Smartphones entwickelten Betriebssystem. Eine Million Titel sollen nicht nur per Mobilfunknetzen, sondern auch per WLAN abgerufen werden können.

Weitere wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Geräten der Platzhirsche Sony und Amazon: Es gibt ein farbiges Nutzermenü und einen schwarzweißen Lese-Bildschirm. Blättern, Markieren und Texte-Tippen soll durch ein berührungssensitives Display erleichtert werden. Vorläufig wird es "Nook" nur auf dem US-Markt geben - und sogar der muss länger auf das neue Lesegerät warten als geplant: Wegen der unerwartet vielen Vorbestellungen musste die Auslieferung auf Anfang Dezember verschoben werden. Weshalb man für "Nook" in den USA auch schon ein passendes Pseudonym gefunden hat:"Kindle-Killer" . (Andrea Schurian/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.11.2009)