Werner Faymann hat sich also keinen Haxen ausgerissen, um Alfred Gusenbauer als EU-Außenminister durch- oder zumindest ins Spiel zu bringen. Dies, obwohl er Mitglied der dreiköpfigen Findungskommission aus prominenten europäischen Sozialdemokraten ist und Gusenbauer nicht wenige und nicht unwichtige Unterstützer hat.

Darauf erklärte die ÖVP mit frommer Miene, sie würde auf ihren EU-Kommissarskandidaten Johannes Hahn verzichten, wenn Gusenbauer es wird (2000 Jahre katholischer Intrigenkunst blicken herab). Wenn jetzt Wolfgang Schüssel im Spiel der europäischen Kompromisse und Interessen doch eine Chance auf den Ratspräsidenten hat, muss Faymann diesen unterstützen, oder er ist völlig kompromittiert.

In Wahrheit sind Gusenbauer wie auch Schüssel Außenseiterkandidaten. Aber der österreichische Kanzler hat österreichische Kandidaten auf höchste EU-Ämter - die auch eindeutig qualifiziert sind - ohne Rücksicht auf sonstige Vorlieben zu unterstützen. Das erfordert einfach das Amt. Und er hat nicht daherzureden, er habe "außerhalb von Österreich nichts von diesen Kandidaten gehört". Weil das einfach nicht stimmt. (Hans Rauscher/DER STANDARD-Printausgabe, 12.11.2009)