Wolfsburg - Der frühere Conti-Chef Karl-Thomas Neumann wird Top-Manager bei Volkswagen. Der 48-Jährige wird bei Europas größtem Autobauer zum 1. Dezember Konzernbeauftragter für Elektroantriebe. Das teilte VW am Mittwoch nach einer Sitzung des Aufsichtsrats in Wolfsburg mit. Die Funktion wird neu geschaffen. Neumann gilt damit auch als ein möglicher Nachfolger des 62 Jahre alten VW-Konzernchefs Martin Winterkorn.

Neumann war noch bis September dieses Jahres Vorstandschef des Autozulieferers Continental. Er war nach nur einem Jahr an der Conti-Spitze nach einem Streit mit Großaktionär Schaeffler aus diesem Amt geschieden. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Spekulationen gegeben, dass Neumann zu VW wechselt. Er war bereits von 1999 bis 2004 bei VW tätig und leitete dort unter anderem die Elektronikforschung.

VW-Chef Winterkorn sagte, der Elektroantrieb sei für Volkswagen eine entscheidende Technologie und biete enorme Chancen. Neumann sei ein exzellenter Kenner der Branche und des Themas. "Er wird unser Unternehmen maßgeblich dabei unterstützen, dieses Innovationsfeld konsequent weiterzuentwickeln."

Entwicklung von Elektroautos

Wie alle Autobauer arbeitet derzeit auch VW unter Hochdruck an Elektroautos. Kritiker hatten dem Konzern vorgehalten, das Thema lange verschlafen zu haben. VW will nun 2013 im Zuge der neuen Kleinwagenfamilie "New Small Family" die ersten Elektrofahrzeuge anbieten.

Allerdings dürfte es noch Jahre dauern, bis Elektroautos massenhaft auf deutschen Straßen fahren. VW-Vorstandsmitglied Ulrich Hackenberg hatte im September auf der IAA gesagt, der Verbrennungsmotor werde in den nächsten 15 bis 20 Jahren noch eine dominante Rolle spielen. Nach einer VW-Prognose erreichen reine Elektroautos im Jahr 2020 einen Marktanteil von nur 1,5 Prozent.

Neumann gilt als ausgewiesener Experte in Sachen Elektroantriebe. Der 48-Jährige wird bei VW auch Generalbevollmächtigter und berichtet direkt an Winterkorn.

Neumann hatte im Sommer als Conti-Chef einen monatelangen Machtkampf mit der Schaeffler-Spitze verloren. Das Vertrauen war zerstört. Neumann hatte dem Familienunternehmen aus Herzogenaurach vorgeworfen, Vorschläge von Conti zu einem gemeinsamen Konzern zu blockieren.

Continental und Schaeffler hatten schließlich mit einem grundlegenden Umbau der Conti-Spitze ihre monatelangen Querelen beendet. Der Kompromiss sah vor, dass Neumann durch den Schaeffler-Manager Elmar Degenhart abgelöst wird. Zugleich sah die Einigung vor, dass der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer seinen Posten als Aufsichtsratschef aufgibt. Neuer Conti-Chefaufseher ist inzwischen Linde-Chef Wolfgang Reitzle. (APA)