München - Münchner Forscher haben ein neues Verfahren zum Brustaufbau für Frauen entwickelt, denen wegen einer Krebserkrankung die Brust entfernt werden musste. Als europaweit erstes Zentrum haben sie auf die Standard-Methode einer Transplantation von körpereigenem Gewebe verzichtet, wie die Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität München mitteilte. Dabei wird Unterhaut-Material von Schweinen eingesetzt, das den Aufbau von neuem Brustgewebe fördert.

Rund 5.000 Frauen erkranken jährlich in Österreich an Brustkrebs. Dank medizinischer Fortschritte in den vergangenen Jahren ist eine Therapie bzw. Heilung vielfach möglich, ohne die betroffenen Brüste zu amputieren. Dennoch ist die Brustentfernung bei manchen Frauen unvermeidbar, was oft mit Verlust von Selbstwertgefühl verbunden ist. Viele Patientinnen entscheiden sich deshalb für den Brustaufbau, wozu Chirurgen Haut- und Fettgewebe meist von Bauch, Po oder Rücken entnehmen und in einem aufwändigen Prozess transplantieren. Nachteil dieser Technik: "An der Entnahmestelle entstehen große Narben", sagt Darius Dian, Leitender Oberarzt der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität München in einer Aussendung. Als europaweit erstes Zentrum haben die Münchener Experten darum ein neues Verfahren getestet, das offenbar schonender ist als die Standard-Methode und auf die Transplantation von köpereigenem Gewebe verzichtet.

Gewebegerüst aus der Unterhaut von Schweinen

Das neue Verfahren basiert auf der so genannten "Strattice Reconstructive Tissue Matrix" - einem sterilen Gewebegerüst, das die Regeneration und den Aufbau von Brustgewebe unterstützt. Dieses Gerüst stammt aus der Unterhaut von Schweinen. Befreit von allen tierischen Zellen und anderen Stoffen löst es nach den bisherigen wenigen Erfahrungen keine Abstoßungsreaktionen aus. Das essentielle biomechanische Gerüst samt Blutgefäßen hingegen bleibt in seinem natürlichen Zustand erhalten, wird vom Empfänger erkannt und von dessen Körper angenommen.

Größere Studien fehlen

"Wir legen nach Entfernung der Drüsenkörper bei der Krebsoperation die Matrix zusammen mit einem Silikon-Implantat sofort ein", erklärt Dian. Optisch seien die Resultate "hervorragend". Inzwischen haben die Ärzte von der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde sechs Patientinnen mit der neuen Methode behandelt. "Die bisherigen Erfolge sind vielversprechend", sagt der Mediziner, der allerdings ausdrücklich darauf hinweist, dass das Produkt noch nicht in einer größeren Studie bewertet wurde. Immerhin läuft derzeit eine entsprechende Studie in den USA, ohne dass bislang Resultate bekannt sind. (red)