Wien - Ein lauer Wind streicht um das Wiener Messezentrum. Schulklassen, Senioren, Studenten, Branchenvertreter mit Laptoptaschen, vereinzelt auch Autoren, strömen in einer langen Reihe dem Eingang der Messe zu. Drin biegen dann einige zur Interpädagogika oder zum Raum Schubert 2 ab, in dem über "Gewaltprävention in Schulen" referiert wird, erstaunlich viele gehen aber weiter zur gleichzeitig stattfindenden Buch Wien in die Halle D.

228 Aussteller aus elf Ländern, die in Summe 400.000 Bücher im Programm führen, haben hier in den vergangenen Tagen ihre Stände aufgebaut. Und am Tag eins nach der Eröffnung am Mittwochabend, bei der Bundesministerin Claudia Schmied die diesjährigen Staatspreisträger bekanntgab (Margit Schreiner: Würdigungspreis für Literatur; Per Olov Enquist: Staatspreis für Europäische Literatur; Klaus Amann: Staatspreis für Literaturkritik) und die Schriftstellerin Eva Menasse in ihrer Eröffnungsrede über die österreichische Identität und Sprache sinnierte, ist die Stimmung unter den Ausstellern gut.

Ruth Geiger, Presseschefin des Zürcher Diogenes-Verlages, der vergangenes Jahr noch mit einiger Skepsis an der Buch Wien teilnahm, sagt, sie habe den Eindruck, die Messe sei professioneller geworden. Jürgen Lagger vom Wiener Luftschachtverlag meint hingegen, zwar sei eine dritte Messe nach Leipzig und Frankfurt für einen kleinen Verlag ein zusätzlicher Aufwand, der sich aber lohne, vor allem um Kontakte mit anderen Verlegern zu knüpfen. Allerdings sei die Messe erst ein paar Stunden alt, viel ließe sich noch nicht sagen.

Sicher sagen lässt sich aber, dass die Buch Wien - auch im umfangreichen Rahmenprogramm - für jeden etwas bietet. Das ist ein Vor- und Nachteil zugleich. Während auf einer der sechs Lesebühnen eine neue Jochen-Rindt-Biografie vorgestellt wird, diskutiert man einige Schritte weiter über die Ich-Perspektive im Roman, dazwischen liest ein Autor in einer schalldichten "Textbox" aus seinem Manuskript, die Zuhörer lauschen per Kopfhörer; irgendwo verteilt einer in einem Garfield-kostüm Prospekte an Kinder. Dazwischen wieselt der unermüdliche Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, Gerhard Ruiss, von dem der schöne Satz stammt, er könne sich nicht erinnern, je etwas verdrängt zu haben, durch die Halle, und vorn im Café diskutiert Walter Grond mit seinem Verleger.

Anders als die Frankfurter Buchmesse definiert sich die Buch Wien als Publikumsmesse für interessierte Leser. So findet man unter den Ausstellern auch Antiquariate sowie ausländische Kleinverlage, und es gehört zu den sympathischen Facetten dieser Messe, dass der Stand des deutschen Großverlages Rowohlt gleich groß ist wie jener des Luftschachtverlages. Den größten Stand hat hier übrigens das saudiarabische Kulturinstitut, dessen Auftritt platzmäßig etwa doppelt so viel Raum einnimmt wie jener von Residenz und Styria zusammen. (Stefan Gmünder/ DER STANDARD, Printausgabe, 13.11.2009)