Paris - Frankreich soll dem einstigen Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, ein Lösegeld bezahlt haben, damit dieser 20 französische Geiseln freilasse. Dies berichtete der Online-Nachrichtendienst "Mediapart" am Donnerstag. In dem Artikel wird der Franzose Michel Lamarque zitiert, der erklärte, auf Anordnung der Pariser Behörden damals 20 Millionen Francs (etwa drei Millionen Euro) der nationalen Kasse zur Subventionierung von Zirkussen auf Bankkonten von Mladic überwiesen zu haben.

Gegen den seit Jahren flüchtigen Mladic liegt ein Haftbefehl des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) vor. Der 67-Jährige gilt gemeinsam mit Radovan Karadzic zum Hauptverantwortlichen für das Massaker von Srebrenica, bei dem im Jahr 1995 während des Bosnien-Krieges rund 8.000 Bosniaken (bosnische Muslime) getötet wurden.

Ende 1995 kamen zwei französische Piloten frei, die sich mehr als 100 Tage in den Händen der bosnischen Serben befunden hatten. Mladic habe die beiden nutzen wollen, um politische Trümpfe und Geld zu bekommen, berichtete die französische Presse damals. Es seien "keinerlei Zugeständnisse" gemacht worden, versichert das offizielle Paris nach der Freilassung. Auch insgesamt mehr als 350 UNO-Soldaten wurden von den bosnischen Serben zeitweise festgehalten. (APA)