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Straßensperre nach dem Anschlag in Peshawar.

Foto: REUTERS/K. Parvez

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Anschlag auf ein Büro des Geheimdienstes in Peshawar.

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Peshawar/Miranshah/Kabul - Bei zwei Selbstmordanschlägen auf die pakistanischen Sicherheitskräfte sind am Freitag mindestens 17 Menschen sowie die Attentäter getötet und rund 80 verletzt worden. Ein Anschlag richtete sich gegen eine regionale Zentrale des Geheimdienstes ISI, der für den Anti-Terror-Kampf zuständig ist. Hier wurden zehn Menschen getötet, darunter sieben Geheimdienstmitarbeiter. Nur eine Stunde später griff ein Selbstmordattentäter einen Polizeiposten an der Grenze zu Afghanistan an und tötete sieben Menschen.

Atobombenanschlag in Peshawar

Bei dem Attentat auf die Geheimdienstzentrale in Peshawar fuhr der Attentäter ein mit Sprengstoff beladenes Auto vor das Haupttor, wie Polizeichef Liaqat Ali Khan sagte. Sicherheitskräfte eröffneten zwar das Feuer auf das heranrasende Fahrzeug, konnten aber nicht verhindern, dass die Bombe gezündet wurde. Die Explosion war in der ganzen Stadt zu hören. Ein großer Teil des zweistöckigen Gebäudes wurde zerstört.

Eine Stunde später zündete ein weiterer Selbstmordattentäter in einem Auto seinen Sprengsatz in der Nähe einer Polizeistation in Bannu, rund 130 Kilometer südlich von Peshawar. "Fünf Polizisten und zwei Zivilisten starben", sagte Distrikt-Polizeichef Iqbal Marwat. 25 Menschen seien verletzt worden, darunter zwei Verdächtige im Polizeigewahrsam. Die Polizeistation sei schwer beschädigt worden.

Die Anschläge sind die jüngsten in einer ganzen Serie, von der Pakistan seit Wochen erschüttert wird. Erst am vergangenen Dienstag waren bei einem Selbstmordanschlag auf einem Markt rund 30 Kilometer von Peshawar entfernt 32 Menschen getötet worden. Seit Beginn einer Armeeoffensive gegen die Taliban im Grenzgebiet zu Afghanistan vor knapp einem Monat kamen mehr als 300 Menschen bei Anschlägen in Pakistan ums Leben. Bei Gefechten während der Offensive im Stammesgebiet Süd-Waziristan wurden nach Militärangaben mehr als 500 Aufständische und über 50 Soldaten getötet.

Anschlag in Kabul

Bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe eines Militärstützpunkts der NATO in Kabul wurden nur wenige Minuten später drei ausländische Soldaten sowie weitere drei Passanten verletzt. Der Attentäter brachte am Morgen (Ortszeit) ein mit Sprengstoff präpariertes Auto zur Explosion, sagte der Chef der Kriminalpolizei von Kabul. Ziel sei ein Fahrzeug der internationalen Truppen auf der Straße nach Jalalabad gewesen. Der NATO-Stützpunkt steht unter US-Kommando.

Der Attentäter habe sein Auto auf das "Camp Phoenix" zugesteuert, sagte Kriminalpolizeichef Abdul Ghasar Aajedsada. Bei den verletzte Soldaten handle es sich wahrscheinlich um US-Soldaten, bestätigt wurde diese Information allerdings nicht.

Ende Oktober hatten Taliban-Kämpfer in der afghanischen Hauptstadt ein Gästehaus der Vereinten Nationen angegriffen und mehrere Menschen getötet, unter ihnen mindestens fünf ausländische UN-Mitarbeiter.

Gutenberg in Kunduz eingetroffen

Unterdessen traf der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Freitagmorgen im nordafghanischen Kunduz ein. Der Minister will sich ein Bild von der Lage in der Region machen, wo am 4. September auf Befehl eines deutschen Obersts zwei von Taliban entführte Tanklastwagen bombardiert und dabei bis zu 142 Menschen getötet wurden. Guttenberg war am Donnerstag zu seinem ersten Besuch nach Afghanistan gereist. Kunduz ist die letzte Station vor seiner Rückkehr nach Berlin am Freitagabend.

Mehr deutsche Truppen nach Afghanistan

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg schickt wegen der unsicheren Lage zusätzliche Kampftruppen in die Unruheprovinz Kundus. Das deutsche Feldlager solle Mitte Januar um eine weitere Infanterie-Kompanie aufgestockt werden, kündigte Guttenberg am Freitag bei seinem Besuch in Kundus an. Obwohl sich die Lage in Kundus in den vergangenen Wochen etwas beruhigt habe, herrsche dort nicht "Friede, Freude, Eierkuchen". Im Lazarett des Feldlagers besuchte der Minister einen Soldaten, der bei einem Gefecht am Mittwoch verwundet worden war. Allein in Kundus sind in den vergangenen Jahren 14 deutsche Soldaten getötet worden.

Bisher verfügt die Bundeswehr in dem Lager über drei Kompanien mit Kampftruppen - eine Infanterie-Kompanie, die Schutzkompanie des Lagers und eine Kompanie der schnellen Eingreiftruppe QRF. In Kundus sind normalerweise rund 1100 Soldaten im Einsatz, davon 450 deutsche Kampftruppen. Mit der neuen Kompanie kommen etwa 100 weitere hinzu.

Der Besuch des Verteidigungsministers findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Als Guttenbergs Hubschrauber in Kunduz landete, wurde eine Drohne - ein unbemanntes Flugzeug - zur Überwachung der Gegend gestartet.

Guttenberg sagte am Donnerstagabend vor Soldaten im Bundeswehrfeldlager im nordafghanischen Masar-i-Scharif: "Afghanistan wird uns sicher noch eine Weile fordern." Der Einsatz müsse in "absehbarer Zeit auch einmal verzichtbar sein". Dafür müsse Afghanistan aber selbst für seine Sicherheit sorgen können. Die Bundesregierung werde der afghanische Regierung von Präsident Hamid Karzai deutlich machen, "dass uns Lippenbekenntnisse nicht genügen". (APA)