Bild nicht mehr verfügbar.

170.000 Menschen in Österreich wissen nichts von ihrer Krankheit

Foto: AP/Keith Srakocic

Wien - Welt-Diabetes-Tag 2009 am Samstag, 14. November: "Es gibt in Österreich knapp 600.000 Diabetiker, 420.000 Menschen wissen von ihrer Krankheit, weitere 170.000 nicht. Diese Zahlen sind ein Auftrag an alle Akteure im Gesundheitswesen, rasch den Kampf gegen diese fortschreitende chronische Krankheit anzugehen", erklärte der Wiener Diabetologe Bernhard Ludvik, Sprecher der Diabetes Initiative Österreich - eine Plattform von Selbsthilfegruppen und verschiedensten Organisationen- in einer Aussendung.

"Wir sind ehemals bei den Diabetikern von drei Prozent der Bevölkerung ausgegangen. In den letzten 15 bis 20 Jahren hat sich die Zahl aber nahezu verdoppelt. Bei fünf bis sechs Prozent der Bevölkerung ist die Krankheit diagnostiziert, bei zwei Prozent nicht", so sein Kollege Raimund Weitgasser, nächster Präsident der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft.

Immer mehr Zuckerkranke

Das österreichische Gesundheitswesen reagiert offenbar nur etwas träge auf diese Entwicklung, dass immer mehr Menschen zuckerkrank werden. Es gibt seitens des Gesundheitsministeriums zwar eine eigene Leitlinie für Diabetes-Behandlungs-Programme. Die Umsetzung und Ausrollung von entsprechenden Programmen, wie "Therapie-Aktiv" läuft aber schleppend, stellte die Initiative fest. Laut aktuellen Umfragedaten von GfK weiß überhaupt nur jeder fünfte diagnostizierte Diabetiker (19 Prozent) in Österreich, dass es spezielle Programme zur optimalen Betreuung von Diabetikern gibt, das entspricht etwa 80.000 Personen. Nur neun Prozent der Betroffenen sind in einer solchen Betreuung. Das sind etwa 38.000 Personen.

Einen Rückschlag erlitt das Programm erst vor kurzem, als die NÖ-Ärztekammer die Mitwirkung aufkündigte. "Dass nicht einmal zehn Prozent der Diabetikerinnen und Diabetiker optimal betreut werden, ist ein alarmierendes Zeichen und ein dringender Handlungsauftrag", so Ludvik.

Präventionsprogramm des Gesundheitsministeriums

"Der moderne Lebensstil, geprägt von sitzenden Betätigungen, Bewegungsmangel und falscher Ernährung, stellt einen wesentlichen Risiko-Faktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes dar", erklärte Gesundheitsminister Alois Stöger. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, will der Minister verstärkt auf Prävention und Gesundheitsförderung setzen.

Mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen wie der Ernährungskampagne des Gesundheitsministeriums oder der Aktion "3.000 Schritte mehr am Tag" und dem "Gemeinsam gesund bewegen Tag" in Kooperation mit dem Fonds Gesundes Österreich will Stöger die Österreicher zu einem gesunden Lebensstil und mehr Eigenverantwortung in der Gesundheitsförderung motivieren. In der neuen Bundesqualitätsleitlinie zur Qualität von Gesundheitsleistungen empfiehlt der Gesundheitsminister - dem Regierungsprogramm entsprechend - ein Disease Management Programm für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2. Dieses soll die Qualität der Betreuung und des Behandlungsablaufes bei der Versorgung dieser Patientinnen und Patienten verbessern.

Laut der Diabetes Initiative Österreich werde aber dennoch nur jeder zehnte Diabetiker wird gut betreut. Die Umsetzung und Ausrollung von entsprechenden Programmen, wie "Therapie-Aktiv" laufe schleppend, so die Kritik. (red/APA)