AUA-Aktionär Rupert Staller geht mit den neuen Hauptaktionären der AUA, der deutschen Lufthansa, hart ins Gericht. Der für 16. Dezember geplante Ausschluss der Minderheitsaktionäre zu einem Preis von 0,50 Euro je Aktie sei eine "kaltschnäuzige Enteignung", ein "primitiver deutscher Kolonialismus pur", der an "die dunkelsten Zeiten im 20. Jahrhunderts erinnere, als Enteignungen noch möglich waren", sagte Staller am Freitag. Eine Anfechtung des Beschlusses komme "wie das Amen im Gebet".
Laut einem auf der AUA-Homepage veröffentlichten internen Bericht von AUA und ÖLH Österreichische Luftverkehrs Holding-GmbH liegt der Unternehmenswert der AUA nach der Discounted Cash Flow (DCF)-Methode per 16. Dezember bei -207,2 Mio. Euro und entspricht damit bei aktuell 85,1 Mio. Aktien einem Wert von -2,43 Euro je Aktie. Laut dem Sachverständigen-Bericht von Deloitte, der ebenfalls veröffentlicht ist, ist der gemeinsame Bericht richtig, und die Höhe der Barabfindung von 0,50 Euro je Aktie angemessen. Das Übernahmeangebot der Lufthansa, das mehr als 90 Prozent der Aktionäre angenommen haben, sah - auf Basis von Aktienkursen - 4,49 Euro je Aktie vor.
"Willkürlicher Unternehmenswert"
Für Staller ist die AUA-Bewertung nicht nachvollziehbar. "Es fehlen wesentliche Planungsparameter zur Unternehmensbewertung, die Geschäftsjahre werden frei nach Fantasie zusammengefasst, die G+V ist eine kumulierte Zahlenmasse", kritisiert Staller. Die in den Berichten genannten Hinweise seien nicht nachprüfbar, weil an vielen Stellen auf einen nicht zu veröffentlichen Anhang verwiesen werde.
Die Lufthansa habe einfach versucht, einen negativen Unternehmenswert darzustellen. "Der Wert ist willkürlich, sie haben genommen, was sie brauchen. Der Wert je Aktie hätte auch bei 1 Cent liegen können", kritisiert Staller.
AUA-Sprecher weist Staller-Aussagen zurück
Die AUA wies das umgehend zurück. "Die Aussagen von Herrn Staller sind inhaltlich falsch und im Ton unangemessen", so -Sprecher Martin Hehemann. "Der Unternehmenswert der AUA wurde korrekt ermittelt. Der vom Gericht beauftragte Gutachter bestätigt die Methode und bestätigt, dass die Barabfindung von 50 Cent je Aktie angemessen ist".
Der negative Unternehmenswert per 16. Dezember, dem Tag der Hauptversammlung, bedeute nicht, dass die Airline überschuldet sei. "Er zeigt aber, dass die Ertragskraft des Unternehmens schwach ist", hieß es dazu aus der AUA weiter.
Die Free Cash Flows steigen laut Bericht bis zum Jahr 2012 auf 230 Mio. Euro und erreichen 2016 mit -10 Mio. Euro einen Tiefpunkt. Für die Jahre nach 2017 werden keine jährlichen Betrachtungen mehr angestellt, sondern eine Ewige Rente von 54,6 Mio. Euro angenommen. In Summe ergibt sich per 16. Dezember ein Gesamtunternehmenswert von 902,6 Mio. Euro, dem 1.119,8 Mio. Euro an "Unternehmenswertanpassungen" gegenüberstehen. Weiter positiv berücksichtigt werden 10 Mio. Euro nicht betriebsnotwendiges Vermögen, das sich aus dem Aktienanteil an der Ukraine International (UIA) ergeben.
Flottenaustausch
Rein finanztechnisch ergibt sich der negative AUA-Unternehmenswert per 16. Dezember dadurch, dass die Summe der abgezinsten freien Cash-Flows zum Stichtag niedriger als die Verschuldung des Unternehmens zum Stichtag ist.
Der heute veröffentlichte interne Bericht widmet sich neben der Errechnung des Unternehmenswertes auch der zukünftigen Strategie. Dabei werden - unter Berücksichtigung der EU-Auflagen - zum größten Teil bereits bekannte Planzahlen wiedergegeben. Neu ist, dass ab 2014 ein Austausch der bestehenden Flotte im Bereich 70 bis 100 Sitze durch neue Flugzeugmuster erfolgen soll und die weitere Planung bis 2017 keine Flottenerweiterung beinhaltet. (APA/red)