Wien - So langsam die Bahn bei Reformen unterwegs ist, Schlüsselpostenbesetzungen kommen stets im Eilzugstempo daher. So auch die Nachbesetzungspläne für die 2010 auslaufenden ÖBB-Holding-Vorstandsverträge von Peter Klugar und Gustav Poschalko.

Weder ist die von ÖBB-Holding-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker für Ende 2009 angestrebte vorzeitige Abfahrt Poschalkos offiziell, noch die Stellenausschreibung publiziert: Aber es gibt bereits einen Wunschkandidaten für die Funktion, zu dem bereits die Fühler ausgestreckt wurden, wie gut informierte Verkehrsministeriumskreise wissen wollen.

Deutschland-Import

Wie bei der - zwischenzeitlich entgleisten - Besetzung des Personenverkehr-Finanzchefs soll in Abstimmung mit der ÖVP auch diesmal ein Import aus Deutschland zum Zug kommen: Klaus Kremper, langjähriger Chef der Bahngüterverkehrssparte DB Schenker Rail und Mitglied des Executive Board der Deutschen Bahn (DB). Der 47-Jährige war 2002 zum Chef der damaligen Railion aufgestiegen. Krempers vorzeitiger Abgang wird in DB-Kreisen nicht nur mit Auffassungsunterschieden über den Sanierungsaufwand des von der Wirtschaftskrise massiv getroffenen Schienengüterverkehrs begründet. Er zählte zu den Getreuen des wegen der Spitzelaffäre rapide abgefahrenen DB-Konzernchefs Hartmut Mehdorn.

Vertraut ist Kremper auch der ÖBB-Güterverkehrssparte Rail Cargo Austria (RCA), gilt er doch als einer der Väter des zwischenzeitlich auf Eis gelegten Joint-Ventures Railselect zwischen RCA und DB Schenker. Das macht ihn zum Joker für einen zweiten Spitzenjob: den des RCA-Chefs, so Friedrich Macher in die Holding aufrücken darf, was aber keineswegs auf Schiene sei, versichern Insider.

Als fix gilt dafür, dass RCA-Vorstandsdirektor Ferdinand Schmidt Chef der neuen ÖBB-Produktion-GmbH unter dem Dach der RCA werden soll. Er bleibt durch diese Rochade quasi automatisch für weitere fünf Jahre unter Vertrag. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.11.2009)