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Ob die Größe der Christbäume ein Barometer der Konjunktur ist, darüber scheiden sich in der Branche die Geister.

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Wien - Christbäume sind Konjunkturbarometer. An ihrer Länge lasse sich die Kraft der Wirtschaft ablesen, in Zeiten der Krise wählten die Leute um bis zu einem halben Meter kürzere Bäume, munkeln Forstwirte. Franz Raith kann der Theorie aber nichts abgewinnen. "So ein Unsinn. Ein Prophet wär ich, würde das stimmen." Der Niederösterreicher ist in den nächsten Wochen fast nur noch im Wald anzutreffen. Auf seinen zehn Hektar schneidet er an die 10.000 Bäume. Die Saison beginnt, und es wird eine gute, versichert er. Krise hin oder her.

Die Sterne stehen heuer für Tannen aus Österreich gut. Vorbei sind die Jahre, in denen dänische Billigbäume heimische in den Schatten drängten, hofft die Branche - denn Europa gehen sie schlicht aus. Eine Million Bäume sollen heuer fehlen. Schuld haben Dänemark und Osteuropa. Ersteres Land ist Europas größter Exporteur: Da die Preise in den Keller fielen, rodeten die Bauern zehn Prozent der Anbaufläche und sattelten auf Weizen um. Osteuropäer wiederum greifen statt zu Kunststoff vermehrt zu Naturbäumen, die Märkte werden von ihnen leergefegt, erzählt Raith, der auch Präsident der europäischen Christbaumproduzenten ist. Er erwartet, dass sich importierte Nordmannstannen heuer um bis zu 20 Prozent verteuern. In Österreich gezogene würden so viel kosten wie im Vorjahr: zwischen zehn und 30 Euro pro Meter. Allein die niederösterreichischen Produzenten rechnen für ihre eine Million Bäume mit 20 Millionen Euro an Wertschöpfung. Der Großteil sind Landwirte, "ohne Christbäume könnten sie ihren Betrieb gar nicht aufrechterhalten".

Lockartikel

Für Handelsketten dienen sie als Lockartikel. Baumax pflegt sie zu ersteigern, andere kaufen über den Großhandel ein. Verkauft wird ab Ende kommender Woche. Ausländischen Nadeln, die sich als heimische tarnen, wollen Wissenschafter des Forschungscenters Seibersdorf auf die Spur kommen.

Eine wahre Wissenschaft sei bereits die Christbaumzucht an sich, sagt Raith und erzählt von sandigen Böden, reichlich Dünger, richtigem Zweigzwicken zur richtigen Zeit und gutem Zureden. Als Alternative zu Pflanzenschutzmitteln sind vermehrt britische Shrop-Shire-Schafe zum Einsatz. Sofern sie keine Triebe abbeißen oder gar Böcke sind, die ihr Revier abstecken, seufzt Raith. Von ihnen markierte Bäume machten sich in Wohnzimmern nämlich gar nicht gut.   (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.11.2009)