Otto und Anja dürfen. Fritz und Karl nicht. Miriam und Karin auch nicht. Nämlich heiraten, Kinder adoptieren. Gleichgeschlechtliche Paare sind verschiedengeschlechtlichen Paaren gegenüber in vielen Punkten benachteiligt. Manches davon sind rechtliche Fragen: Mietrecht, Erbschaftsrecht, Besuche im Krankenhaus, Pflegeurlaub und so weiter. Gleichgeschlechtliche Paare werden diskriminiert. Anderswo und in Österreich. Sie werden durch die Gesellschaft diskriminiert, am Arbeitsplatz, unter Freunden und Kollegen. "Woarme" , das ist immer noch ein guter Schmäh. Da kann man jemanden lächerlich machen. Alfons Haider und "warm" - auch bei aufgeschlossenen Menschen reicht das für eine billige Pointe, selbst im Kabarett. Es ist immer ein schlechter Witz. Dennoch gibt es immer welche, die noch lachen. Und es geht viel ärger.

Schwul, lesbisch - oft eine Herabwürdigung. Für viele, die schwul oder lesbisch sind oder bi oder transgender, ist das der Grund, sich nicht zu outen, das Privatleben, den Partner zu verstecken. Weil es handfeste Nachteile setzt: nicht nur Spott und Hohn. Man wird am Arbeitsplatz benachteiligt. Die Karriere läuft nicht. Oder man bekommt den Job erst gar nicht. Auch wer in einer Spitzenposition ist, in der Wirtschaft oder in der Politik, outet sich nicht. Weil man eine schlechte Nachrede hätte, aber wahrscheinlich erst gar nicht in diese Position gekommen wäre. Jetzt belässt man es beim Schweigen. In Deutschlands Politik ist das im Ansatz besser. Im Sport ist es dagegen überall gleich. Kennt wer einen schwulen Fußballer? Eben.

Menschen werden also wegen ihrer sexuellen Orientierung, wegen ihrer Partnerwahl diskriminiert. Anderswo und in Österreich. Wir haben es mit einer intoleranten Gesellschaft zu tun, das sieht man an vielen Beispielen, auch abseits der sexuellen Orientierung. Ein aktuelles Bespiel: das Fremdenrecht. Der Umgang mit einem Mädchen wie Arigona Zogaj und der Hass, der ihr entgegenschlägt, auch in den Postingforen dieser Zeitung.

Viele rechtliche Benachteiligungen für gleichgeschlechtliche Paare werden jetzt mit dem Gesetz, das eine "eingetragene Partnerschaft" vorsieht, beseitigt. Das ist gut so. Noch verhandelt die Regierung um letzte Details, am Dienstag soll ein Beschluss fallen. Es geht auch darum, ob diese Partnerschaft vor dem Standesamt besiegelt oder nur am Magistrat abgeschlossen werden kann. Die ÖVP lehnt das Standesamt ab. Die Möglichkeit von Adoptionen ist für Schwule oder Lesben erst gar nicht vorgesehen. Das lehnen ÖVP und SPÖ ab.

So ist es wieder ein Gesetz, das Benachteiligungen schafft und einzementiert. SPÖ und ÖVP zollen einer intoleranten Einstellung Tribut, anstatt ihr etwas entgegenzustellen und einen Schritt in Richtung einer anderen, einer toleranten Normalität zu wagen.

Was ist die ÖVP doch für eine kleingeistige und intolerante Partei, wenn sie es nicht aushält, dass gleichgeschlechtliche Paare gleiche Rechte und die gleiche Zeremonie haben wollen wie andere Paare! (Von der Kirche, selbst ein Hort und Antrieb verunglückter Sexualität, braucht man gar nicht erst zu reden.) Es geht eben nicht nur um rechtliche Details, es geht auch um die Symbolik, es geht darum, dass sich zwei Menschen zueinander bekennen wollen, nicht nur am Magistrat einen Hund anmelden.

Unsere Gesellschaft sollte in der Lage sein, gleichgeschlechtlichen Paaren die gleichen Rechte einzuräumen wie anderen Paaren. Alles andere ist kleingeistig, intolerant und feige. Das gilt auch für Adoptionen. Schwule und Lesben sind nicht die schlechteren Paare oder Eltern, die von Kindern ferngehalten werden müssen. Ja, es gibt schlechte Eltern. Aber das hat nichts mit deren Partnerwahl zu tun. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe 14./15.11.2009)