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Die Belastungen der Hypo Alpe Adria stammen nicht nur aus Südosteuropa. Probleme mit Krediten gibt es auch in Österreich.

Foto: APA/Eggenberger

Der Restrukturierungschef der Bank war in die 2004 schiefgelaufenen Swap-Geschäfte involviert.

Wien – Die Kontrollore der Kärntner Hypo Group Alpe Adria warten gespannt auf die Aufsichtsratssitzung am Montag in München. Dort sollen sie ja erfahren, aus welchen Engagements jene Risikovorsorgen (laut BayernLB "deutlich mehr als eine Milliarde Euro" ) stammen, die Mutter BayernLB und Hypo heuer tief in die roten Zahlen stürzen.

Bisher ging man davon aus, dass der Großteil des Vorsorgebedarfs aus faulen Krediten und Leasinggeschäften in Südosteuropa stammt; tatsächlich dürften sich auch die Belastungen in Österreich kräftig summieren. Hier wurde die ehemalige Landesbank für Finanzierungen sonder Zahl genutzt, "da wurden auch Kredite eingeräumt, deren Vergabe aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht klug war, weil es das Land so wollte", umschreibt ein Kärntner Banker das Procedere in der ehemaligen Landesbank, die seit 2007 mehrheitlich den Bayern gehört.

Marc Girardellis Skihalle finanziert

Auch in Deutschland (ressortierte zum Österreich-Arm der Bank, der Hypo Alpe Adria Bank AG) drehte man ein großes Rad, auch da nicht immer mit Fortune. So war die Hypo bei der Finanzierung der von Marc Girardelli im Ruhrpott errichteten Skihalle dabei, ein Unterfangen, mit dem der Ex-Skirennläufer einen Stern riss. Schlecht besicherte Kredite flossen auch an einen österreichischen Industriellen, der Probleme in Ostdeutschland hatte, auch Deals mit dem Deutschen Lars Windhorst gingen schief. Der 33-jährige vermeintliche Wirtschaftswunderknabe beauftragte etliche Banken mit dem Kauf von Aktien, nahm die aber nicht alle ab. Der Schaden für die Kärntner soll an die 40 Mio. Euro. betragen haben.

Über die Bilanzierung von Geschäftsfällen wie diesen wurde immer wieder heftig diskutiert; Vorstandsmitglieder sollen die Unterschrift unter der Bilanz verweigert haben. Zuletzt wurde das über Susanne Althaler kolportiert, die im Juli 2008 zum Vorstand der Hypo Alpe Adria Bank gestoßen und im Jänner 2009 wieder dahin war. Sie selbst erklärte ihren Abgang mit "rein privaten Gründen".

Bilanzielle Belastungen sollen sich auch aus der Leasinggruppe ergeben, die 2006 (nach den schief gegangenen Swap-Geschäften mussten die Bilanzen 2004 und 2005 neu erstellt werden) aufgewertet wurde. Bis dahin war die Gruppe mit 40 Mio. Euro in denBüchern gestanden, aufgewertet wurde sie (auf Basis eines Gutachtens) auf 650 Mio. Euro. Nun könnten Abwertungen anstehen.

"Da muss jemand kräftig danebengegriffen haben"

Wie auch immer die immensen Wertberichtigungen am Montag erklärt werden, eine ist schon klar: Die Vergangenheit wird noch hohe Wellen schlagen. Ein Aufsichtsratsmitglied: "Wir haben viel nachgefragt in den Sitzungen, der Vorstand hat uns nicht gewarnt, dass aus 500 Mio. Euro Verlust mehr als eine Milliarde werden könnte. Da muss jemand kräftig danebengegriffen haben – dem Aufsichtsrat wurde von alldem nichts berichtet. Wir werden nach der Verantwortung fragen, auch nach der Tilo Berlins."

Zur Erinnerung: Berlin führte die Bank von Juni 2007 bis Juni 2009. Damals sagte er in seiner Abschied-Presseaussendung so: "Die Bank ist nach den internen Arbeiten sowie mehreren Kapitalerhöhungen und ... Ausstattung mit Mitteln von Gesellschaftern und der Republik Österreich stabil aufgestellt, um die Krise zu bestehen."

Berlins Rolle als Verkäufer der Bank (er war mit seiner Investorengruppe kurz beteiligt, die machte beim Weiterverkauf an die Bayern 2007 einen Schnitt von rund 160 Mio. Euro) wird derzeit von den Deutschen hinterfragt. Einer der (nie offiziell bekanntgegebenen) involvierten Genussscheinzeichner von Berlin & Co. (diese Gesellschaft hielt die Hypo-Anteile und legte ihrerseits Genussscheine auf) war Michael Gröller. Der Ex-Chef des Papierkonzerns Mayr-Melnhof: "Ich habe 2006 ein klein wenig Geld in die Genussscheine investiert, meinen Anteil Mitte 2008 von Berlin herausbekommen. Ein Glück, dass die Hypo Group heute den Deutschen gehört. Das Land Kärnten wäre ja sonst pleite."

Ebendort arbeitete das Hypo-Restrukturierungsteam zuletzt beinah rund um die Uhr. Chef dieses Teams ist übrigens ein Ex-Hypo-Vorstandsmitglied, das in die schiefgelaufenen und falsch bilanzierten Swap-Geschäfte von rund 300 Mio. Euro involviert war. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.11.2009)